Object: Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen

Assyrer und Babylonier. 
7 
griechisch Babylon) und am Tigris Assur oder Minive (Wohnung des 
Gottes [?] Ninns). Babel hatte zwei gewaltige Mauern, deren äußere 
nach Angabe der alten Schriftsteller neun Meilen Umfang besaß. Zwischen 
der inneren und äußeren Stadtmauer waren große Getreidefelder und 
Wiesen angelegt mit zahlreichen Viehherden, so daß die Stadt auch für 
eine längere Belagerung Lebensmittel hatte. Als Weltwunder galten 
die sog. „hängenden Gärten", d. i. terrassenförmige Anlagen mit 
künstlichem Unterbau; ferner der sog. „babylonische Turm", ein 
Riesentempel, 200 m hoch, in acht Stockwerken angelegt, die sich pyra- 
midensörmig nach oben verjüngten und auf der obersten Plattform eine 
Sternwarte trugen. Ninive war ähnlich angelegt, aber wahrscheinlich 
noch größer. 
Die oben angedeuteten religiösen, künstlerischen und wissenschaftlichen 
Borstellungen der Semiten im allgemeinen fanden bei den Babyloniern 
eine besondere Ausbildung. Ihren Lichtgott nannten sie Mal oder Bel, 
dem als weibliche Gottheit Wal'it oder Belit (griechisch Mylitta) an 
die Seite gestellt wurde. 
Was die politischen Verhältnisse anbelangt, so ging die Herrschaft 
von den Sumeriern zunächst an die Babylonier über; man nennt 
dieses Reich das aktbaöytonische. Um 1500 v. Chr. machte sich das 
nördlicher gelegene Reich Assur selbständig und fing an, nach und nach 
ganz Vorderasien zu unterwerfen. Unter Assuruassirpal III. (884—860) 
und seinen Nachfolgern, also ungefähr zwischen 800—600, erreichte Assy¬ 
rien seinen Höhepunkt; es beherrschte, wenn auch mit Unterbrechungen, 
ganz Vorderasien, von Westiran an bis Phönicien, Kleinasien, Cypern 
und Ägypten. Einer dieser Könige, Sargon oder Sarrukiu, eroberte 
Samaria und zerstörte das sog. Zehnstämmereich Israel. Aber 722 
zwischen 633 und 635 kam das wilde, wahrscheinlich indogermanische 
Reitervolk der Scythen nach Vorderasien; sie durchzogen die semitischen 
Kulturländer bis an die Grenzen Ägyptens angeblich 30 Jahre lang und 
verbreiteten überallhin Vernichtung und Schrecken. In den Kämpfen 
gegen diese gefährlichen Eindringlinge erschöpfte sich die Kraft des affy- 
rischen Weltreichs. Deshalb faßte der Babylonier Nabopolafsar 
nach endlicher Vertreibung der Scythen den Plan, die assyrische Herr- 
schaft zu vernichten. Er verband sich mit dem Mederkönig Kyaxares 
und so wurde Ninive erobert und vollständig zerstört. Alles Gebiet 606 
östlich vom Tigris kam an die Meder; in den Gebieten westlich vom 
Tigris bildete sich das 
Aeuöaöylonische Weltreich. Es erreichte unter dem Sohne des 
Nabopolassar, nämlich Weöukadnezar (604—561), den Gipfel seiner
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.