Full text: [Neuere Geschichte] (Theil 3)

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schreitet von ihrem Beginne dnrch verschiedene Entwickelungsmomente bis 
zu ihrem Gipfelpunkte auswärts, welcher sich in einem hoch und herrlich 
begabten Meister koncentrirt, und sinkt dann, in Uebertreibung und Zer¬ 
splitterung verfallend, gleicher Weise von ihrer Höhe herab; ein Schicksal, 
welches die Kunst mit Allem, was erdgeboren ist, gemein hat. 
Masaccio, Fiesole, Sebastian del Piombo, Andrea del 
Sarto bezeichnen die fortschreitende Entwickelung der florentinischen 
Schule, deren Mittel- und Glanzpunkt Michelangelo Buonarotti 
(1474—1563 ist, in der Malerei wie in Skulptur und Architektur einer 
der hellleuchtendsten Sterne an dem Kunsthimmel Italiens. Sein dem 
Dichter Dante nachgebildetes jüngstes Gericht, als Deckengemälde in 
der Sixtinischen Kapelle zu Rom, hat ihn der Nachwelt in seiner vollen 
großartigen Kraft überliefert. 
Die römische Schule feierte ihre höchste Vollendung in Raphael 
Sanzio von Urbino (1483—1520). Die vollkommene Reinheit, Schön¬ 
heit und Harmonie seiner Schöpfungen hat ihm den Beinamen des „Gött¬ 
lichen" erworben. In seinen ersten Werken ist der Styl seines Lehrers 
Pietro Perugino sichtlich vorherrschend, bald aber schwang sich sein 
Genius in freiem Fluge empor, und der Name Raphael gilt fortan als 
das Symbol der höchsten Kunstweihe. Unter seinen Gemälden bezeichnen 
wir: die Verklärung, die Madonna von Foligno, die sixti nische 
Madonna, die Stanzen und Loggien im Vatikan als die unsterb¬ 
lich gefeiertsten. Giulio Romano war ein Schüler Raphaels, auch 
Pietro Cortona, ein geachteter Künstler der römischen Schule. 
Die venetianische Schule blühte in Tizian (1477—1576), 
dessen zahlreiche Gemälde mit der vollen Wärme des Lebens erfaßt, und 
mit dem reichsten Zauber des Lichtes und der Farbe ausgeführt sind. 
Ihm steht Paolo Veronese (f 1588) zur Seite, während der kräftige, 
leidenschaftlich bewegte Tintoretto schon den Beginn des Verfalls be¬ 
zeichnet. 
In der lombardischen Schule glänzte Leonardo da Vinci 
(f 1539), dessen Hauptwerk, das auf der Wand eines Klosters in Mai¬ 
land mit Oelsarbe ausgeführte Abendmahl, noch jetzt in seinen trau¬ 
rigen Resten als Heiligthum und Reliquie bewundert und verehrt wird. 
Neben ihm steht auch Correggio in der Reihe der ersten Meister. Sein 
berühmtestes Bild ist die unter dem Namen „die Nacht" bekannte An¬ 
betung der Hirten, welche in der Dresdner Gallerte anfbewahrt ist, und 
seine Freskogemälde in Parma. 
Im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts wurde durch die drei Ca- 
racci die Schule zu Bologna gegründet, welcher Domenichino, Guer- 
cino und Guido Reni angehören Diesen, den sogenannten eklek¬ 
tischen Künstlern, welche sich einer auf die Eigenthümlichkeit der älteren 
Künstler gegründeten Anffassungsweise befleißigten, stellten sich später die
	        
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