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143. Der Mensch und der Wolf.
Der Fuchs erzählte einmal dem Wolfe von der
Stärke des Menschen; kein Tier könnte ihm widerstehen,
und sie müßten List gebrauchen, um sich vor ihm zu erhalten.
Da antwortete der Wolf: „Wenn ich nur einmal einen
Menschen zu sehen bekäme! Ich wollte doch auf ihn los—
gehen. — „Dazu kann ich dir helfen,“ sprach der Fuchs;
tbmm morgen früh zu mir, so will ich dir einen zeigen.“
Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, und der Fuchs brachte
ihn hinaus auf den Weg, wo der Jäger alle Tage herkam.
Zuerst kam ein alter, abgedankter Soldat. „Ist das ein
Mensch?“ fragte der Wolf. „Nein,“ antwortete der Fuchs,
das ist einer gewesen.“ Darnach kam ein kleiner Knabe,
der zur Schule wollte. „Ist das ein Mensch?“ — „Nein,
das will erst einer werden.“ Endlich kam der Jäger,
die Doppelflinte auf dem Rücken und den Hirschfänger an
der Seite. „Siehst du, dort kommt ein Mensch, auf den
mußt du losgehen; ich aber will mich fort in meine Höhle
machen.“ Der Wolf ging nun auf den Menschen los.
Der Jäger, als er ihn erblickte, sprach: „Es ist schade,
daß ich keine Kugel geladen habe,“ legte an und schoß
dem Wolf das Schrot ins Gesicht. Der Wolf verzog
das Gesicht gewaltig, doch ließ er sich nicht schrecken und
ging vorwärts; da gab ihm der Jäger die zweite Ladung
Der Wolf verbiß den Schmerz und rückte dem Jäger doch
zu Leibe; da zog dieser den Hirschfänger und gab ihm
rechts und links ein paar Hiebe, daß er, über und über
blutend, mit Geheul zu dem Fuchse zurücklief. „Nun,
Bruder Wolf,“ sprach der Fuchs, „wie bist du mit dem
Menschen fertig geworden?“ — „Ach,“ antwortete der
Wolf, „so habe ich mir die Stärke des Menschen nicht
vorgestellt; erst nahm er einen Stock von der Schulter
und blies hinein; da flog mir etwas ins Gesicht, das hat
mich ganz entsetzlich gekitzelt; darnach pustete er noch