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und sehnt sich nach Ruhe. Aber Menschen und Tiere sind auch
hungrig und warten auf ihr Abendbrot. Die rauchenden Schorn⸗
steine und die heimkehrenden Wagen mit Futter zeigen, daß
dafür gesorgt wird. Bald werden alle satt sein und sich dem
Schlafe überlassen.
96. Gute Nacht.
1. Schon glänzt der goldne Abendstern.
Gute Nacht, ihr Lieben, nah und ferm,
schlaft ein in Gottes Erieden!
Die Blume schliebt die Suglein zu,
der kleine Vogel geht zur Rub,
bald seblummern alle Müden.
2. Du aber schläfst und schlummerst nicht,
du treuer Gott im Sternenlicht,
dir will ich mich vertrauen!
O, hab auf mich, dein Kindlein, acht;
labß mich vach einer sanften Nacht
die Sonne fröblich schauen!
97. Die Bremer Stadtmusikanten.
Brüder Grimm. Haus- und Kindermärchen. Große Ausgabe. 16. Aufl. Berlin, 1879. S. 113.
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Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die
Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte
aber nun zu Ende gingen, so daß er zur Arbeit immer un—
tauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem
Futter zu schaffen; aber der Esel merkte, daß kein guter Wind
wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen.
Dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden. Als er
ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf
dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen
hat. „Nun, was jappst du so, Packan?“ fragte der Esel.
„Ach,“ sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag