Full text: [Teil 3 = (3. und 4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (3. und 4. Schuljahr), [Schülerband])

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Häuschen und ging hinein, sich zu ruhen. In dem Häuschen war alles 
klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein 
weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem 
Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein und sieben Becherlein. An 
der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße 
Laken darüber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, 
aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüse und Brot und trank aus jedem 
Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles 
wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, 
aber keines paßte; das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich 
das siebente recht war, und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und 
schlief ein. 
Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem 
Häuslein; das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten 
und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell 
im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen war; denn es stand 
nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach: 
„Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?“ der zweite: „Wer hat von meinem 
Tellerchen gegessen?“ der dritte: „Wer hat von meinem Brötchen genommen?“ 
der vierte: „Wer hat von meinem Gemüschen gegessen?“ der fünfte: „Wer 
hat mit meinem Gäbelchen gestochen?“ der sechste: „Wer hat mit meinem 
Messerchen geschnitten?“ der siebente: „Wer hat aus meinem Becherlein ge— 
trunken?“ Dann sah sich der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine 
kleine Dälle*) war; da sprach er: „Wer hat in mein Beitchen getreten?“ 
Die andern kamen gelaufen und riefen: „In meinem hat auch jemand ge⸗ 
legen.“ Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte er Sneewittchen, 
das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen 
und schrieen vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten 
Sneewittchen. „Ei du, mein Gott! ei du, mein Gott!“ riefen sie, „was 
ist das Kind so schön!“ und hatten so große Freude, daß sie es nicht 
aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg 
aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht 
herum. 
Abs es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es die sieben 
Zwerge sah, erschrak es. Sie aber waren freundlich und fragten: „Wie 
heißt du?“ „Ich heiße Sneewittchen,“ antwortete es. „Wie bist du in 
unser Haus gekommen?“ sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen, 
daß seine Stiefmutter es hätte wollen umbringen lassen, der Jäger hätte, 
ihm aber das Leben geschenkt, und da wäre es gelaufen den ganzen Tag, 
bis es endlich ihr Häuslein gefunden hätte. Die Zwerge sprachen: „Willst 
*Dälle, Dalle oder Telle, eine kleine Vertiefung. 
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