Als es nun aber leise an die Tür klopfte, da erschraken sie.
Und nachdem sie die Tür geöffnet, trat ein Mann hinzu und
sagte: „Sehet, ein guter Freund sendet Euch diese Kuh und die
Sucke nebst einem freundlichen Gruss.“ Da erstaunten sie noch
mehr, und ehe sie fragen und danken konnten, waren die Männer
schon von dannen gegangen. Die Kuh aber stand an einen
Baum gebunden und war schwarz und weils gefleckt und viel
schöner als die gestorbene. Da führten die Kinder sie jauchzend
in den Stall und trugen mit Mühe das Korn in die Hütte; die
Mutter aber weinte heimlich. Des andern Tages kam der Geber
selbst zu der Witwe und sagte: „Ihr habt gestern in der Kirche
Gott Eure Pränen dargebracht, dafür hat er Euch getrõstet. Ich
War ihm schon lange ein Opfer meines Dankes schuldig, denn
er hat mich reichlich gesegnet. So seid so gut und nehmet es
ohne Dank als eine Schuld, die ich gern abtrage. Ieh danke Gott,
dass er in der Kirche mein Herz erweckt hat, Euch zu helfen.“
So sprach der Mann, und nun schieden sie fröhlich voneinander
Sehet, Kinder, so hatte der Gedanke an Gott das Herz der
Mutter dem Troste und das Herz des reichen Mannes der mit—
leidĩgen ILiebe geõöffnet. Krummacher.
9. Das Mürchen vom Manne im Monde.
Vor uralten Zeiten ging einmal ein Mann am lieben
Sonntagsmorgen in den Wald, hieb sich Holz ab, band ein großes,
mächtiges Bündel, steckte einen Stock hinein, hockte das Bündel auf
und trug es nach Hausen Da begegnete ihm unterwegs ein
Mann in Sonntagskleidern, der wollte wohl in die Kirche
gehen, redete den Holzträger an und sagte: „Weißt du nicht, daß
auf Erden Sonntag ist, an welchem Tage der liebe Gott ruhte, als
er die Welt und alle Tiere und die Menschen schuf? Weißt du
nicht, daß geschrieben steht im dritten Gebote: „Du sollst den
Feiertag heiligen?“ Der Fragende aber war der liebe Gott selbst.
Jener Holzhauer aber war ganz verstockt und antwortete: „Sonntag
auf Erden oder Montag im Himmel, was geht das mich an, und
was geht das dich an?“
„So sollst du dein Holzbündel tragen ewiglich!“ sprach der liebe
Gott, „und weil der Sonntag auf Erden dir so gar unwert ist, so
sollst du von nun an ewigen Montag haben und im Monde stehen,
ein Warnungsbild für die, welche den Sonntag mit Arbeit schänden!“