Full text: [Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband])

keine Ruhe, bis man sich auf dem Wege zur Lindenhütte weiß,“ hörte 
ich Vaters Freund Mosebach öfter sagen, „und ich sollte mich doch lieber 
aufs Ohr legen,“ fügte er mit einer schier ärgerlichen Geberde hinzu, 
und hier pflegten dann die andern manche spaßhafte Bemerkung ein— 
zuhäkeln. 
Und wie das Kommen und Gehen, so war auch das Hinsetzen von 
großer Regelmäßigkeit: Ein jeder hatte seinen bestimmten Platz und 
seufzte oder stöhnte vor Behagen, wenn er sich darauf niederließ. 
Und ich fühlte dann immer, daß es trotz der aus allen Ecken gucken— 
den Armseligkeit doch nirgends in der Welt eine wohligere Stätte des 
Seins und Bleibens geben könnte als in unserer teuren Lindenhütte. 
Bei besonders starker Kälte brachten die Männer wohl auch einen 
guten Splitter Holz mit. Utermöhlen, eine lange, hagere Gestalt mit 
kleinen wehen Augen und einer kurzen ehernen Pfeife im Mundwinkel, 
hatte immer den dicht am Ofen stehenden Spanstuhl inne, und er saß 
so fest darin, daß sich unser Vater im stillen darüber manchmal ärgerte; 
denn der Spanstuhl mit seinem Rohrgeflecht und seinen bequemen 
Lehnen war der allerbeste Platz in der ganzen Lindenhütte, und da 
sonst nur eine Bretterbank und ein paar Brettstühle vorhanden waren, 
so hätte unser Vater den Spanstuhl mit seinem Rohrgeflecht und seinen 
bequemen Lehnen auch gern einmal den andern Gästen gegönnt. 
Für uns Kinder, die noch nicht spinnen konnten, war der Eintritt 
des ersten Besuchs allezeit das Zeichen, bescheiden hinter den Ofen 
zu gehen, denn unser Vater konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn 
„die Kinder alten Leuten in die Nasenlöcher hinaufsehen“. Nur Han— 
frieder, unser ältester Bruder, durfte sich etwas näher an den Kreis 
heransetzen. 
Und da hockten wir denn still zufrieden hinter dem etwas wackeligen 
Lehmofen, guckten fein züchtiglich um die Ecke oder durch die Pfanne, 
wo dann freilich meistens die Augen an den Äpfeln hängen blieben, und 
spitzten die Ohren, wenn wir auch das Erzählte wohl schon hundertmal 
gehört hatten. Ebohnreh 
300. Der Heimat. 
1. Du Land der Niedersachsen, Die Aste stumm hinausgereckt 
Da meine Wiege stand, In öde Einsamkeit. 
Du Land der herben Eigenart, 3. Da über dunkle Moore 
Du tiefes, ernstes Land, Und Heidebruch und Kraut 
2. Da knorrig vächst die Eiche, Ein ernster ew'ger Himmel stumm 
Die Buche kronenweit, Herab zur Erde schaut, 
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