16. Der Große Kurfürst.
Friedrich Wilhelm als Kurprinz.
Friedrich Wilhelm war im Jahre 1620 geboren. Am Lose seines un¬
tüchtigen Vaters ging es recht leichtfertig zu. Es wurde da soviel getrunken
und gespielt, daß es vorgekommen ist, daß in einer Nacht ganze Schlösser und
Rittergüter verspielt und vertrunken wurden. Aber der Kurfürst Georg Wil¬
helm hatte wohl selber das Gefühl, daß es ihm besser ergangen wäre, wenn er
nicht so üppig und weichlich, sondern statt dessen ein mutiger Kriegsmann ge¬
wesen wäre. Wenigstens gab er seinem Sohn einen sehr redlichen und ernsten
Erzieher, der den Kurprinzen an Einfachheit und Fleiß gewöhnte und ihm zu
heldenmäßigem Kriegshandwerk Lust machte. Gustav Adolf hatte die Schwester
seines Vaters zur Frau. Das war sein ganzer Stolz, daß so ein großer Kriegs¬
held sein Onkel war, und er war ganz voll Glück, wie der König seine Sieges-
fahrt durch Deutschland tat. Aber als dann der junge Prinz in Wolgast sah,
wie die Leiche Gustav Adolfs in einem silbernen Sarg nach Schweden hitt-
übergebracht wurde, als er zwischen brennenden Kerzen mit seinem Vater im
Leichenzuge hinter dem Sarge herging und ihn zu Schiff auf die letzte Fahrt
nach Schweden geleitete, da ist er so ernst geworden, daß er es auf Jahre hin¬
aus nicht hat vergessen können. Er war von Jugend auf ein schneidiger Soldat;
aber von Ausschweifungen und schlechten Sitten hat er nie etwas hören wollen.
Er war 15 Jahre alt, da schickte ihn sein Vater nach Leyden in Lolland, da¬
mit er dort auf der Lochschule studieren sollte, und sein braver Erzieher reiste
mit ihm. Da hat er zwei Jahre fleißig gearbeitet und auf Reisen rund im
Lande auch die schöne holländische Landwirtschaft, das saubere holländische Bau¬
handwerk und andere Gewerbe, den regsamen Landel auf den Flüssen und
Kanälen kennen gelernt und ist auch nicht ein einziges Mal nach der Laupt-
stadt des Landes, dem Laag gefahren, um sich dort zu amüsieren, obgleich ge¬
rade im Laag die feinsten Feste gefeiert wurden und alle Tage was los war.
Endlich mußte er doch einmal hin, und zwar gerade zu einer Zeit, wo der Erb-