Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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zähne hat das Eichhörnchen nicht, dagegen oben und unten zwei 
sehr kräftige Schneidezähne, die scharf wie Meißel auf einander 
passen. Mit diesen zerbeißt es die festen Nußschalen und schält die 
Schuppen der Tannen- und Fichtenzapfen ab, um die kleinen 
Samen hervorzuziehen; ja es zerbeißt auch Knospen und Rinde 
junger Sprossen. Die Zähne wachsen fortwährend nach; das Tier— 
chen fühlt deshalb auch Bedürfnis, hartes zu beißen, um sie abzu— 
nützen. Ist es im Käfig eingesperrt und wird nur mit weichen 
Nahrungsmitteln gefüttert, so versucht es das Holzwerk zu benagen, 
und wenn es daran verhindert ist, wachsen ihm die Nagezähne so 
lang, daß die Backenzähne nicht mehr auf einander passen. 
Hat das Eichkätzchen viel Speise, so sorgt's auch für die Zu— 
kunft. Es trägt ganze Haufen von Nüssen in das Baumloch, oder 
unter das Wurzelwerk; andere versteckt es in die Ritzen der Baum— 
rinde. Kommt dann die schlimme Zeit, daß im Walde nicht viel 
mehr zu haben ist, so sucht es die Vorräte auf und speist von 
seinem Ersparten. Freilich vergißt es mitunter auch wohl, wohin 
es die Schätze versteckt hat, oder der hohe Schnee hindert im 
Winter das Auffinden. 
Ist das Wetter zu schlecht, so stopft Eichhörnchen die Thür 
seines Nestes fest zu, rollt sich zusammen und schläft, oder liegt 
wenigstens still. Es kommt dann wohl mehrere Tage lang nicht 
zum Vorschein; — scheint die Sonne wieder, so macht es selbst 
mitten im Winter eine Turnfahrt. Wenn dann die Bäume ohne 
Laub stehen, hat es sich aber auch am meisten vor seinen Feinden 
zu hüten. Es droht ihm bei Tage der Bussard, bei Nacht die 
Eule. Sein schlimmster Verfolger ist der Baummarder, da dieser 
mindestens eben so flink klettert wie es selbst. Es sucht sich dann 
gewöhnlich dadurch zu retten, daß es blitzschnell rings um den 
Stamm läuft. 
Im Frühling, gerade wenn die meisten andern Waldtiere 
überfluß an Speise haben, findet das Eichkätzchen nur wenig für 
sich. Es muß sich dann mit Nadelholzsamen, mit Knospen und 
Rinde begnügen. Vielleicht ist die Not dann auch schuld, daß das 
sonst so harmlose, lustige Tierchen zum blutgierigen Räuber wird. 
Es spürt in dem Gezweig nach den Nestern der Vögel, verzehrt die 
Eier, die es in denselben entdeckt, auch die piependen Jungen, ja
	        
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