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heit selb st gehört er an; als ihr Priester schreibt er die
Jahrbücher unsers Geschlechts. Nur was der Menschheit
im Ganzen frommt, was ihr für Jahrhunderte und Jahr¬
tausende einen neuen Antrieb, eine höhere Richtung gewahrt;
das ergreift ihn selbst, und deshalb soll auch seine Schil¬
derung das mit ihm lebende und das ihm folgende Men¬
schengeschlecht ergreifen.
Die Thatsachen, an welchen der unermeßliche Faden
her Geschichte der Individuen und der Völker hinlauft, sind,
als solche, unveränderlich; nur die Darstellung,
die Art und Weise der Entwickelung und Behandlung der¬
selben, ist sein Werk; nur über die Form, unter welcher
er den geschichtlichen Stoff erscheinen laßt, kann er gebieten,
und nur in dieser Darstellung kann ein Ausdruck seiner eige¬
nen Bildung und Kraft, ein Wiederschein seiner ihm eigen¬
thümlichen Ansicht des großen Ganges der Weltbegebenheiten
sich verkündigen. —
Doch schaudernd tritt man vor dem Umfange des
Gebiets der allgemeinen Geschichte zurück. Sie ist
nicht W e l t g e sch i ch t e, nicht Geschichte unsers Erd¬
körpers, oder gar Geschichte des Weltalls und des Ver¬
hältnisses unsers Planeten zu demselben; sie ist vielmehr
allgemeine Geschichte des menschlichen Ge¬
schlechts, die Geschichte freier Wesen, und aller
durch die Freiheit derselben hervorgebrachten Erscheinungen
und Wirkungen. Ihr gehören alle Individuen des
ganzen menschlichen Geschlechts an, die je auf dem Erd¬
boden gelebt haben, oder noch leben; ihr gehören alle
Völker an, sie mögen als Horden durch Steppen gezogen
seyn, oder sich in zwanzig oder hundert Millionen auf
irgend einem Erdstriche zu eiuem großen, riesenhaften Reiche
geründet haben; ihr gehöret die ganze Vergangenheit
bis auf den gestrigen Tag, ihr selbst die Gegenwart
an, die unter unsern Handen zur Vergangenheit wird, nach
allen Thatsachen, nach allen Sagen und schriftlichen Nach¬
richten; ihr gehört endlich der Fortschritt der Menschheit,
die Entwickelung derselben zur Kultur, so wie der Verfall