Full text: Lesebuch für die 3. und 4. Klasse der pfälzischen Volkshauptschulen

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Eisenstäben in die Kammer des Pfarrers und reiche euch heraus, was ihr 
wollt.“ — „Wohlan,“ sagten sie, „wir wollen sehen, was du kannst.“ 
Als sie bei dem Pfarrhause ankamen, kroch Daumesdick in die Kammer, 
schrie aber gleich aus Leibeskräften: „Wollt ihr alles haben, was hier ist?“ 
Die Diebe erschraken und sagten: „So sprich doch leise, damit niemand 
aufwacht!“ Aber Daumesdick tat, als hätte er sie nicht verstanden, und 
schrie von neuem: „Was wollt ihr? Wollt ihr alles haben, was hier ist?“ 
Das hörte die Köchin, die in der Stube nebenan schlief, richtete sich im 
Bette auf und horchte. Die Diebe aber waren vor Schrecken ein Stück 
Wegs zurückgelaufen; endlich faßten sie wieder Mut und dachten: Der 
kleine Kerl will uns necken. Sie kamen zurück und flüsterten ihm zu: 
„Nun mach Ernst und reich' uns etwas heraus!“ Da schrie Daumesdick 
noch einmal, so laut er konnte: „Ich will euch ja alles geben, reicht nur 
die Hände herein!“ Das hörte die horchende Magd ganz deutlich, sprang 
aus dem Bette und stolperte zur Tür herein. Die Diebe liefen fort und 
rannten, als wäre der wilde Jäger hinter ihnen. Die Magd aber, als 
sie nichts bemerken konnte, ging ein Licht anzünden. Wie sie damit her— 
einkam, machte sich Daumesdick, ohne daß er gesehen wurde, hinaus in die 
Scheune; die Magd aber, nachdem sie alle Winkel durchsucht und nichts gefunden 
hatte, legte sich endlich wieder zu Bette und glaubte, sie hätte mit offenen 
Augen und Ohren doch nur geträumt. 
Daumesdick war in den Heuhälmchen herumgeklettert und hatte einen 
schönen Platz zum Schlafen gefunden; da wollte er sich ausruhen, bis es Tag 
wäre, und dann zu seinen Eltern wieder heimgehen. Aber er mußte andere 
Dinge erfahren. Die Magd stieg, als der Tag graute, schon aus dem 
Bette um das Vieh zu füttern. Ihr erster Gang war in die Scheune, 
wo sie einen Arm voll Heu packte und gerade dassenige, worin der arme 
Daumesdick lag und schlief. Er schlief aber so fest, daß er nichts gewahr 
ward und nicht eher aufwachte, als bis er im Maule der Kuh war, die 
ihn mit dem Hen aufgerafft hatte. „Ach Gott,“ rief er, „wie bin ich in 
die Walkmühle geraten!“ merkte aber bald, wo er war. Da hieß es auf⸗ 
passen, daß er nicht zwischen die Zähne kam und zermalmt ward, und her— 
nach mußte er doch mit in den Magen hinabrutschen. „In dem Stübchen 
sind die Fenster vergessen,“ sprach er, „und es scheint keine Sonne herein; 
ein Licht wird auch nicht gebracht.“ Überhaupt gefiel ihm das Quartier 
schlecht, und was das Schlimmste war, es kam immer mehr neues Heu zur 
Tür herein und der Platz ward immer enger. Da rief er endlich in der 
Angst, so laut er konnte: „Bringt mir kein frisch Futter mehr, bringt mir 
kein frisch Futter mehr!“ Die Magd melkte gerade die Kuh, und als sie 
sprechen hörte ohne jemand zu sehen und da es dieselbe Stimme war, die sie 
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