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schwarzen Flecken, die um die Blätter jener Kräuker her irren, als
suchten sie etwas. Jetzt setzt sich einer auf die Růckseite eines Kohlblattes
das ihm eben gefällt. Er trägt sein Kleid nicht erst seit gestern, das
sieht man diesem an. Das Suchen und Flattern zwischen den krausen
Kohlbläktern hat ihm den Flügelstaub geraubt, das zarte Weiß ist von
den Flügeln abgerieben, ja hier und da sind sie zerrissen. Eilig fliegt
er wieder davon; denn er fühlt es, daß seine Tage gezahlt sind. Doch
siehe! was hat er auf dem Blatte zurückgelassen? Mehr als hundert
goldgelbe Eierchen stehen wohlgeordnet in einem Häuflein an der Stelle,
die er eben verließ. Er hat für reiche Nachkommenschaft gesorgt, und
dieses Blatt ist noch lange nicht das einzige, an welches er seine Eier
absetzte. Nach einigen Wochen schlüpfen die Räupchen aus. Anfangs
sitzen sie in derselben Weise beisammen wie die Eier; bald aber fressen sie
Kcher durch die Blattscheibe und zerstreuen sich auf der ganzen Pflanze.
Ihr Appetit ist ein recht gesegneter; sie fressen die Kohlblätter bis auf
die Rippen ab, und diese stehen dann nicht selten wie Besenreiser da.
Sperlinge, Goldammern u. a. Vögel machen eifrig Jagd auf die
Eier und Raupen und vertilgen tausende. Die goldgrünen Schlupf—
wespen stechen die Raupen mit ihrem Legestachel an und legen ihre Eier
in dieselben; die Larven, die daraus entstehen, fressen die Raupe bei
lebendigem Leibe auf und verpuppen sich darin in kleinen, weißlichen
Gespinsten; die Raupe platzt auf und sieht aus, als hätte sie Eier gelegt.
Kälte und Nässe vernichten oft ganze Bruten. Die Menschen helfen nach;
sie zerdrücken die Eier und töten die Schmetterlinge, um die Verderber
ihrer Gemüsepflanzen zu vernichten.
Nach der vierten Häutung hat die Raupe ihre volle Größe erreicht.
Sie ist kurz behaart, gelb gefärbt und voll schwarzer Tüpfelchen, die sich
beiderseits des Rückens und über den Füßen zu Längsreihen ordnen.
Jetzt sucht sie sich an einem Baumstamme, an einer Mauer oder an einer
Waͤnd ein Plätzchen, überzieht es mit mehreren Schichten feiner Fäden,
die sie aus ihrem Munde herausspinnt, bereitet dann noch einen besonderen
kleinen Knäuel als Halt für die hintersten Füße und klammert sich darin
mit den fünf letzten Paaren fest. Hierauf biegt sie den Kopf seitwärts
bis zum vierten Fußpaar, heftet hier einen Faden fest, führt ihn über
den Rücken hinweg nach der entgegengesetzten Seite und befestigt ihn
hier ebenfalls. In dieser Weise legt sie wohl 30 und noch mehr Fäden
genau an derselben Stelle über ihren Körper weg und spinnt sich einen
Gurtel, der nur aus einem einzigen Faden zu bestehen scheint. Alle