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Die Eierschale ist des Schmetterlings erstes Kleid, seine Windel
und sein Kinderröckchen. Viele Eier werden eine gute Winterkost für
Meisen und Baumläufer; es bleiben aber noch genug übrig, um im
nächsten Sommer als Schmetterlinge das Feld zu bevölkern. Scheint
die Frühlingssonne warm aufs Land und lockt die grünen Blätter
aus den Knospen hervor, dann erwacht auch das schlummernde Leben
im Schmetterlingsei; aus dem kleinen Dotter erwächst ein winziges
Räupchen. Die Sonne selbst versieht dabei die Stelle der Bruthenne
und macht ihm auch einstweilen das Futter zurecht, damit es frisches
weiches Gemüse findet, wenn es herauskommt. Das junge Räupchen
muß sich selbst aus der Eierschale heraushelfen; es frißt ein Loch durch
dieselbe und schlüpft hervor ans Tageslicht.
Das Hauptarbeitszeug der Räupchen sind die Freßzangen vorn
am Kopfe. Mit ihnen zerschroten die Tierchen ein Blatt nach dem
andern. Dabei droht den hilflosen Wesen von allen Seiten Gefahr.
Schlupfwespen schwirren herbei, um sie anzustechen und ihre Eier in
sie hineinzulegen. Stare, Sperlinge, Finken und alle die vielen Sing—
vögel, welche um dieselbe Zeit Junge im Neste haben, durchsuchen
Feld und Busch nach Raupen, und selbst der Landmann droht ihnen
den Tod, wenn sie es sich etwa beikommen lassen, von seinem Kohl zu
kosten oder die Obstbäume zu besuchen.
Haben die kleinen Raupen einige Tage lang tüchtig gefressen,
so sind sie schon auffallend größer und dicker geworden. Sie setzen
sich dann still an die Aste und werden ganz blaß, als seien sie krank.
Jetzt platzt ihnen oben auf dem Kopfe die Haut entzwei. Die Raupe
wackelt hin und her und arbeitet sich aus ihrer eigenen Haut heraus;
selbst von den Beinen wird sie abgestreift, und es mag ihr keine
geringe Anstrengung kosten, den engen Rock auszuziehen. Endlich ist,
sie von ihm befreit; aber sie scheint auch völlig erschöpft. Die junge
Haut ist noch sehr zart und gegen Kälte und Nässe in hohem Grade
empfindlich. Tritt zur Zeit der Häutung unfreundliches Wetter ein,
so stirbt manches Würmchen durch Erkältung. Der ganze Hergang
wiederholt sich mehreremal; dann erst sind die Tiere völlig erwachsen
und denken ans Einpuppen. Sie spinnen sich einen Strick aus feinen
seidenen Fäden und binden sich mit dem Schwanzende am Zweige
fest. Ein zweites Seil legen sie rings um den Bauch und schützen
sich so gegen das Abfallen. Nun aber verstehen sie es, einzu—
schrumpfen und sich klein zu machen, eine Kunst, die ihnen nicht
jeder so leicht nachmacht. Die Haut wird noch einmal abgestreift,
zugleich aber mit dem Arbeitsrock das ganze Handwerkszeug beiseite