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Reif genannt. Die Wolken über unserm Haupte sind
nichts anderes, als eine Ansammlung der aufgestiegenen
Dünste. Die Wolken zeigen sich uns in verschiedener Ge—
stalt; einige sehen aus wie Schäfchen, andere wie Berge,
noch andere bilden lange Streifen. Wenn die Dünste in
den Wolken zusammenfließen und Tropfen bilden, so fallen
sie als wohlthätiger Regen herab. Fallen ganz feine, kaum
sichtbare Tropfen langsam herunter, so heißt der Regen
Staubregen. Fällt der Regen in großer Menge, in dicken
Tropfen und sehr schnell auf die Erde, dann nennt man ihn
Platzregen. Regnet es nur auf einem kleinen Strich Lan—
des, so heißt er Strichregen. Landregen nennt man ihn
dagegen, wenn er sich über eine ganze Gegend verbreitet.
3. Woher der Tau?
„Martha“, sprach der kleine Franz, „sage mir doch, wo—
her der Tau kommt!“ „Er fällt vom Himmel“, antwortete
Martha, ein altes Mütterchen. Franz kam zum Vater und
fragte ihn, ob der Tau wirklich vom Himmel falle. Der
Vater lächelte. „Nein, mein Sohn“, sagte er, „das ist ein
Irrtum. Der Tau fällt nicht vom Himmel. Er entsteht
so: Die Erde und die Pflanzen dünsten aus; in der Nacht,
wo es kühler ist, als am Tage, ziehen sich die Ausdünstun—
gen in Tropfen zusammen, und dies nennt man den Tau.“
4. Der Tau.
Wenn alles Feierabend macht,
da kommt der Tau um Mitternacht
ganz still und mild aus Gottes Hand
herab aufs durst'ge, dürre Land.
Und macht die Blumen wieder frisch,
gießt Balsamtropfen aufs Gebüsch,
erquickt die Wiese, Au und Flur,
und stärkt die schlafende Natur.
Das thut der Tau in stiller Nacht,
wenn alles schläft und nichts mehr wacht,
der Tugend gleich, die mild und gut
auch nur im stillen Gutes thut.