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Wetter, der fährt durch alle Bäume geschwind und kommt
an die gläsernen Blätter; da lagen die Blätter von Glase
zerbrochen in dem Grase.
Das Bäumlein spricht mit Trauern: „Mein Glas liegt
in dem Staub, die andern Bäume dauern mit ihrem grü—
nen Laub; wenn ich mir noch was wünschen soll, wünsch'
ich mir grüne Blätter wohl.“
Da schlief das Bäumlein wieder ein, und wieder früh
ist's aufgewacht; da hatt' es grüne Blätter fein. Das
Bäumlein lacht und spricht: „Nun hab' ich doch Blätter
auch, daß ich mich nicht zu schämen brauch'.“
Da kommt mit vollem Euter die alte Geiß gesprun—
gen; sie sucht sich Gras und Kräuter für ihre Jungen; sie
sieht das Laub und fragt nicht viel, sie frißt es ab mit
Stumpf und Stiel.
Da war das Bäumlein wieder leer, es sprach nun zu
sich selber: „Ich begehre nun keine Blätter mehr, weder grü—
ner, noch roter, noch gelber! Hätt' ich nur meine Nadeln,
ich wollte sie nicht tadeln.“
VUnd traurig schlief das Bäumlein ein, und traurig ist
es aufgewacht; da besieht es sich im Sonnenschein und lacht
und lacht! Alle Bäume lachen's aus; das Bäumlein
macht sich aber nichts d'raus.
Warum hat's Bäumlein denn gelacht, und warum denn
seine Kameraden? Es hat bekommen in einer Nacht wie—
der alle seine Nadeln, daß jedermann es sehen kann; geh'
naus, sieh's selbst, doch rühr's nicht an.
Warum denn nicht?
Weil's sticht.
69. Höflichkeit bringt's weit.
In einem Dorfe in Italien lebten ein Paar arme Bau—
ersleute; die hatten einen Sohn, der hieß Felix. Dieser
Knabe hatte zwar guten Verstand; weil er aber sehr arm
war, mußte er die Schweine hüten.
Felix ward von seinen Eltern immer angehalten, gegen
jedermann gefällig und zuvorkommend zu sein. Die andern