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bedankte sich bei ihm aufs schönste; aber da er schwarzen Zwirn gebraucht
hatte, so haben seit der Zeit alle Bohnen eine schwarze Naht.
Jakob und Wilhelm Grimm.
33. Die Klage des Esels.
Ich bin ein armes, unglückliches Haustier. Hunde und Katzen
haben es besser als ich. Schwere und saure Arbeit muß ich verrichten.
Bald trage ich Säcke, Kisten und sonstige Lasten auf meinem Rücken.
Bald ziehe ich das Wägelchen, mit Sand, Holz, Gemüse oder Milch
beladen, in die Stadt. Was ist mein Lohn dafür? Schlechtes Futter
und Schläge bekomme ich alle Tage. Die meisten Kinder und auch
erwachsene Menschen verspotten mich nur, wenn ich einmal meine laute
und deutliche Stimme hören lasse. Man schimpft mich immer Langohr,
Dummkopf. Das ist ein ungerechter Vorwurf, eine harte Beschuldigung.
Meine langen Ohren sind so gewachsen und dienen desto besser zum
Hoören. Mancher Mensch hat schon etwas nicht gewußt, was des Müllers
Langohr hätte sagen können. Doch ich thue immer Gutes und Nütliches
und finde darin meinen Trost.
34. Der Esel in der Löwenhaut.
Pin Psel, dem die Arbeit nieht gefel, war dem NMüller ent-
laufen und Patte in dem Walde einen herrlichen Fund gemacht.
Ds war eine noch ganz frische Löwenhaut. „Ei,“ sagte der PEsel,
„die kommt mir recht,“ und wiekelte sie so um sich, dals er von
ilem virklieh einem Löwen ähnlieh sah. Als die Tiere diesen
ungeheuren Löwen erblickten, flohen sie und verkrochen sich in ihre
Uollen. Da wurde der Esel übermütig und dachte: „Nun will ieh
Fie erst recht in die Angst treiben. Wenn ich brülle wie der Löwe,
wvird gar niemand in den Wald zu kommen wagen, und ieh kann
nach Pelleben mein Futter suchen.“ Und damit fing er an, ganz
chrecklich i-at? zu schreien. Da lachten die Tiere, kamen wieder
us den Höhlen hervor und verspotteten den dummen Betrüger. Ut-
lele aber liefen zu dem Müller und verkündigten demselben, wo sein
fortgelaufener Sacktrãger sieh aufhalte. Der eilte in den Wald, nahm
einen tüchtigen Prũgel, und ohne sich an die Lõöwenhaut, aus welcher
die langen Pselsohren hervorguekten, zu kehren, trieb er sein Lang-
ohr mit Schlägen in den Stall zurück.
35. Der Wettstreit.
Der Kuckuck und der Esel, die hatten beide Streit, wer wohl am
hesten sänge zur schönen Maienzeit. Der Kuckuck sprach: „Das kann ich,“