Full text: [Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband])

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er doch von dem Geruch satt geworden, das wolle er ihm für ein Mahl 
rechnen. Till zog einen kölnischen Weißpfennig hervor, warf ihn auf 
die Bank und sprach: „Herr Wirt, hört Ihr es klingen?“ „Den Klang 
hör ich wohl,“ sprach der Wirt. Schnell ergriff Eulenspiegel den 
Pfennig, steckte ihn in den Säckel und sagte: „Seht, soviel Euch der 
Klang eines Pfennigs hilft, soviel hilft mir der Geruch Eures Bratens 
für meinen Bauch.“ Alles Zetern und Schelten des Wirts half nichts, 
Eulenspiegel hielt seine Hand fest auf seinem Beutel. Er zog nun seine 
Straße weiter nach Bremen. 
51. Till. 
Christian Fürchtegott Gellert. 
Fabeln und Erzählungen. Leipzig. S. 92. 
Der Narr, dem oft weit minder Witz gefehlt 
als vielen, die ihn gern belachen, 
und der vielleicht, um andre klug zu machen, 
das Amt des Albernen gewählt: 
Wer kennt nicht Tills berühmten Namen? 
Till Eulenspiegel zog einmal 
mit andern über Berg und Tal. 
So oft als sie zu einem Berge kamen, 
ging Till an seinem Wanderstab 
den Berg ganz sacht und ganz betrübt hinab; 
allein wenn sie berganwärts stiegen, 
war Eulenspiegel voll Vergnügen. 
„Warum,“ fing einer an, „gehst du bergan so froh? 
bergunter so betrübt?“ „Ich bin,“ sprach Till, „nun so. 
Wenn ich den Berg hinuntergehe, 
so denk ich Narr schon an die Höhe, 
die folgen wird, und da vergeht mir denn der Scherz; 
allein wenn ich berganwärts gehe, 
so denk ich an das Tal, das folgt, und faß ein Herz.“ 
Willst du dich in dem Glück nicht ausgelassen freun, 
im Unglück nicht unmäßig kränken: 
So lern so klug wie Eulenspiegel sein, 
im Unglück gern ans Glück, im Glück ans Unglück denken. 
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