Brennende Berge im Schwarzwald.
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Ii), brennende Gerge im -ZchwarMld.
Wer die Eigentümlichkeiten des Schwarzwaldes recht kennen
lernen will, der muß in der ersten Hälfte des Septembers seine
Thäler durchstreifen. Feuer und Wasser sind da in großer
Thätigkeit. Brennende Berge überall, hier uud da die lustige
Fahrt eines großen Flosses. Jene brennenden Berge sind eine
Folge der eigentümlichen Niederwaldwirtschaft, welche auch im
Odenwald sehr verbreitet ist. Eichen, Haseln. Birken uud andrer
Stockausschlag bildet den Bestand, der alle fünfzehn oder zwanzig
Jahre abgetrieben wird. Der Abtrieb erfolgt im Frühjahr, die
Eichen werden geschält, um die Lohe zu benutzen, die geeigneten
Hasel- oder Birkenruten werden zu Reifen und Floßseilen aus-
gesucht, alles dünne Reis mit dem Laube bleibt an Ort und
Stelle liegen, um während des Sommers zu trocknen, wird
aber durch dazwischen gelegtes Stangenholz in einzelne fünfzehn
Schritte breite Streifen geschieden. Wenn nun im September
das Reisig trocken ist, so zündet man es an der obern Seite
eines der Streifen an, die sich stets an Bergabhängen herab
ziehen, und vier bis fünf Männer mit langen Stangen und
eisernen Haken daran wälzen die Feuerwelle nach uud nach den
ganzen Berg herab, wobei sie sich vorsehen müssen, daß nicht
mehrere Streifen zugleich in Brand geraten oder ein Nachbar-
streifen sich von unten entzündet und aufwärts breuut, weil sie
dann leicht alle Macht über die Ausbreitung des Feuers ver-
lieren würden. Es ist wohl schon manchmal ein Haus dadurch
abgebrannt. Das Abbrennen bezweckt teils Düngung durch
Aschenbildung, teils die Zerstörung vieler Unkräuter, während
den Stöcken und Wurzeln des Holzes dadurch kein Schaden ge-
schieht. Die abgebrannte Stelle wird, soviel es Steine und
Felsvorsprünge erlauben, zwischen den Stöcken bearbeitet und
mit Korn bestellt. Im zweiten Jahr sind hier auf dem frucht-
baren Granitboden die neuen Holztriebe schon wieder zu groß,
während man z. B. im Odenwald auf Saudsteiuboden zwei
Jahre nach einander Frucht bauen kann. Da im Kinzigthal
und seinen Seitenthälern all die Abhänge der Granitknppen mit
Niederwald bedeckt sind und der Prozeß des Abbrennens sich
alle fünfzehn oder zwanzig Jahre für jede Stelle wiederholt, so
ist es begreiflich, daß zur Brennzeit aller Orten Flammen auf¬