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Marmorwerken der Bildhauerkunst geschmückt. Unter ihm befindet sich
die Fürstengruft mit 20 Särgen.
Die Straßen der Stadt sind wenig regelmäßig gebaut. Vor—
springende Giebel, mit Inschriften und Schnitzereien geziert, verleihen
vielen Häusern ein aAltertumfiches Gepräge. Die schattigen Alleen des 5
Französischen Gartens, seine wohlgepflegten Wiesen und der schöne Teich
in den geflederten Bewohnern werden von Spaziergängern viel auf—
gesucht. In unmittelbarer Nähe des Gartens erhebt sich die Infanterie⸗
kaserne, ein Riesengebäude, welches ein ganzes Regiment beherbergen kann
und außerdem noch Wohnungen für die verheirateten Mannschaften ent⸗ 10
hält. An der Jägerstraße liegen die ausgedehnten Stallungen des
Königlichen Landgestüts, in welchem sich etwa 250 der edelsten Hengste
befinden. Der Marstall ist ein Bild peinlichster Reinlichkeit. Selbst in
der drückendsten Hitze des Sommers werden die Tiere kaum von einer
Fliege belästigt. Ein Pferd trägt den Kopf noch stolzer als das andre; 15
aͤlle sind sauber geglättet und strotzen von Kraft und Gesundheit.
Die Altstadt wird von den Vorstädten umgeben. Letztere, seit etwa
20 Jahren mit der eigentlichen Stadt durch dieselbe Verwaltung ver—
hunden, sind sehr weitläufig gebaut; fast bei jedem Hause sieht man einen
wohlgepflegten Blumen— und Gemüsegarten. Viele pensionierte Beamte 20
wohnen in Celle, auch Sommerfrischler fehlen nicht. Selbst Ausländer
Franzosen, Schweden, Engländer — suchen die Stadt auf, um hier ihre
sprachliche Bildung zu vollenden; denn neben ihren sonstigen Vorzügen
besitzi sie den Ruf, daß die Bewohner das reinste Deutsch sprechen.
Mit großem Jubel feierte Celle im Mai des Jahres 1892 das 25
600jährige Bestehn. Tausende von Menschen fanden sich zusammen,
um diesen bedeutungsvollen Tag in den Mauern der frühern Residenz
zu verleben. G. Stabe.
238. Das Land an der untern Elbe.
Ohne Zweifel die eigenartigste aller Marschen ist das Alte Land, 30
zwischen Harburg und der Schwinge gelegen, etwa 30 kim lang und
big s m breit, wie die andern Marschen von der Geest durch einen
hreiten Streifen Moorlandes getrennt. Mit ihm beginnt die Reihe der
Marschen, welche „wie ein goldner Saum den abgeschabten Purpurmantel,
d. h. die Heide, umrändern“. Aber es ist grundverschieden in Bezug auf 35
Kultur und Bewohner von den uübrigen. Denn es ist das berühmte
Kirschen⸗ Apfel- und Pflaumenmagazin Nordwestdeutschlands. Ein Früh—
lingsspaziergaug durch dies Land, wenn alles grünt und blüht, gehört
zu den anmutigsten Ausflügen, die man haben kann.
Die Bevölkerung ist holländischen Ursprungs. Im Jahre 1106 40
berief Erzbischof Friedrich Kolonisten aus Flandern und besiedelte mit
diesen das Land. In Kleidung, Bauart und Wohnung haben die Alt—