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263. Nun danket alle Gott.
Schlachtfelde lag, bezeichnete man durch einen großen Stein, den „Schweden⸗
stein“. Jetzt steht daneben ein neues Denkmal, umschattet von hohen Pappeln.
Das würdigste Denkmal aber hat das evangelische Volk dem edlen Glaubens⸗
helden in der segensreichen Gustav-Adolf-Stiftung errichtet. (Andrü.
263. Nun danket alle Gott.
D Sänger dieses Liedes, welches so oft bei Erntefesten, wie am Jahres⸗
schlusse und an Friedensfesten gesungen worden ist und noch gesungen wird,
ist Martin Rinckart, Archidiakonus zu Eilenburg in der Provinz Sachsen. Er
hat mit seiner Gemeinde die ganzen, schweren Drangsale des dreißigjährigen
Krieges durchlebt. Die furchtbare Pest, welche zu jener Zeit die deutschen Lande
durchzog, wütete auch in Eilenburg. Es starben täglich 40 — 50 Personen, im
ganzen Pestjahre 8000. Dreimal täglich half Rinckart die Pestleichen beerdigen, wo⸗
bei jedesmal 10 — 12 Leichen in eine Grube gelegt wurden. Auf solche Weise hatte
er 4480 Personen beerdigt. Er blieb aber dabei so gesund, daß ihm nicht ein
Finger weh that. Auf die Pest folgte eine ebenso furchtbare Hungersnot, bei
welcher viele den Hungerstod starben. Man sah dazumal öfters 20 — 30 Personen
einem Hunde oder einer Katze nachlaufen, um sie einzufangen, und hinwiederum
40 Personen sich um eine tote Krähe zanken. Das Aas vom Schindanger wurde
sogar nicht verschmäht. In dieser Not gab Rinckart das letzte hin und litt, um
andern zu helfen, lieber selber Mangel; vor seiner Thür sammelten sich bisweilen
4 — 800 Menschen. Später brandschatzte ein schwedischer Oberst Dörffling die
Stadt und forderte 30000 Thaler; da gelang es nur durch die inständigen
Bitten und Vorstellungen Rinckarts, daß er sich mit 2000 Gulden begnügte.
Als nun alle diese Leiden vorüber waren und 1644 die Hoffnung auf das Ende
des Krieges immer sicherer wurde, da hat Rinckart genanntes Lob- und Dank—
lied gedichtet; dabei hat er Jes. Sirach, Kap. 50, 24 — 26, vor Augen gehabt.
Das Friedensfest nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges hat er den
10. Dezember 1648 mitgefeiert; er starb ein Jahr später. (K. Heinrich.
264. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
D Mark Brandenburg war im Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts in
einem jammervollen Zustande: das Raubrittertum hatte furchtbar über⸗
hand genommen, nirgends herrschte Ruhe und Sicherheit. Da übertrug ber
Kaiser Sigismund dem tüchtigen und wackeren Friedrich von Hohen—
zollern, Burggrafen von Nürnberg, die Statthalterschaft in dem uünglück—
lichen Lande, um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen, und da ihm dies
durch Strenge und Milde gelang, so gab ihm der Kaiser im Jahre 1416
die Mark Brandenburg nebst der Kurwürde als erbliches Eigentum.
Von diesem trefflichen Manne stammt das edle Herrschergeschlecht, das
noch jetzt den preußischen Königsthron inne hat: durch Gottesfurcht, Ge—
wissenhaftigkeit, strengen Fleiß und Tapferkeit ist es unter Gottes Segen
von so geringen Anfängen zu so gewaltiger Macht und so hohem Glanze
gelangt. Gott erhalte es noch lange zum Heil des Vaterlandes!
Im Jahre 1618 ward mit dem Kurfürstentum Brandenburg das Her⸗
zogtum Preußen vereinigt. Das ging aber so zu. Nachdem der deutsche