Full text: Lesebuch für die Mittelstufe ostfriesischer Volksschulen

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Erst als wieder Ordnung im Lande waltete, verband man sich 
gegenseitig zur Abwendung der Gefahr. Eine feste Deich- und Siel— 
ordnung wurde gegeben, der sich jedermann zu unterwerfen hatte. 
Fortan galt es, die bessernde Hand an den Deichen zu halten, und 
immer mehr wurde an der Befestigung der Deiche gearbeitet, so 
daß sie uns jetzt einen ziemlich sichern Schutz gegen das Wasser ge— 
währen. Im Jahre 1825, am 4. Februar, durchbrach noch einmal das 
Wasser die Deiche, aber seit dieser Zeit sind sie in einer Höhe 
und Stärke wieder hergestellt, daß selbst höhere Fluten wie die vom 
27. Januar 1901 nicht imstande waren, sie zu durchbrechen. War 
früher der Fuß des Deiches gegen Abspülung des Wassers nur durch 
Strohbestickung geschützt, so hat man ihn jetzt durch Mauerwerk aufs 
beste befestigt. Dieser Deichbau legt dem Lande die größten Lasten 
auf; aber was von den Deichen umschlossen wird, ist in seiner Kost— 
barkeit auch der größten Anstrengung wert. 
Wegen der allmählichen Gewinnung des Bodens haben die Län— 
dereien zuweilen eine sehr unregelmäßige Umgrenzung und die zu ihnen 
führenden Wege mitunter ganz seltsame Windungen erhalten. Oft 
glaubt man, dem Ziele schon recht nahe gekommen zu sein, da plötzlich 
bringt uns eine neue Biegung des Weges in eine ganz andere Richtung. 
Ebenso krumm wie die Wege sind auch die Kanäle, welche den Krumm— 
hörn nach allen Richtungen hin durchziehen und die Dörfer unter— 
einander und mit Emden verbinden. Ob der Krummhörn seinen 
Namen von seinen krummen Wegen und Kanälen erhalten hat oder 
von der krummen Ecke (hörn), welche sich bei der Knock in die Ems 
hineinstreckt, so daß „Krummhörn“ das Land hinter der krummen Ecke 
oder hörn bedeutet, wollen wir unentschieden lassen. Aber eins ist ge— 
wiß: es gibt auf Gottes Erde kaum einen gesegneteren Landstrich als 
den Krummhörn. T. J. Meyer. 
122. Eine Dampferfahrt nach Borkum. 
Welch ein Jubel brach in unserm Hause aus, als der gute Vater 
uns mit der frohen Ankündigung überraschte, daß meine Schwester und 
ich mit ihm und der lieben Mutter am nächsten Mittwoch eine Ferien— 
fahrt auf dem Dampfer von Emden nach Borkum machen sollten! Wir 
konnten den Tag kaum erwarten und fürchteten nur, daß wir den Zug 
verschlafen möchten, der uns frühmorgens nach Emden bringen mußte. 
Aber alles ging gut; wir kamen rechtzeitig dort an, fuhren mit der 
elektrischen Bahn an den großen Heringsfischereien vorbei zum Außen— 
Ostfriesisches Lesebuch. Mittelstufe.
	        
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