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173. Rätsel.
Wer ist so klug, wer ist so schlau, dem schütt'l ich was vom
Bäumchen; ist innen gelb und außen blau, hat mitten drin ein
Steinchen.
Fr. Güll.
174. Des Kirschbaums Gäste.
1. Der Kirschbaum grünt an Zweig und Ast,
da hat er auch schon einen Gast.
Am jungen Grün und zarten Blatt
frißt sich das Räuplein voll und satt.
2. Der Kirschbaum blüht an Zweig und Ast,
da hat er wieder einen Gast.
Das Bienchen findet Honigseim
und trägt ihn in die Zellen heim.
3. Und sind der Wochen sechs vorbei,
so kommen gar der Gäste zwei.
Kennst du sie wohl? Sag' es geschwind!
Es ist das Spätzlein und das Kind.
Ernst Lausch.
175. Der Birnbaum.
Der alte Ruprecht sab im Schatten des groben Birnbaumes
vor seinem Hause. vSeine Enkel aben von den Birnen und
konnten die süben Früchte nicht genug loben.
Da sagte der Grobvyater: „Ieh mub euch doch erzählen, wie
der Baum hierber kam. Vor mehr als fünfzig Jahren stand
ich einmal hier, wo jetzt der Baum steht, und Nagte dem
reichen Nachbar meine Armut. „Ach,“ sagte ieh, „ich wollte gern
zufrieden sein, wenn ich mein Vermögen nur auf hundert Taler
bringen könnte.“ Der Nachbar, der ein Kluger Mann war, sprach:
„Das kannst du leicht, wenn du es recht anzufangen weibt.
Sieh, hier auf dem Plätzehen, wo du stehst, sind mehr als
hundert Taler in dem Boden versteckt. Mache nur, dab du sie
herausbringst!“ Ieh war damals noch ein unverständiger junger
Mensch und grub in der folgenden Nacht ein grobes Loch in
den Boden, fand aber zu meinem Verdrusse keinen einzigen
Paler. Als der Nachbar am Morgen das Loch sah, lachte er,
daß er sich beide Seiten hielt, und sagte: „O du einfältiger