Full text: Lesebuch für die Mittelstufe ostfriesischer Volksschulen

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179. Die Aster. 
Ein frommes Knäblein entschlief in der Gartenlaube mitten 
unter den Blumen. Da träumte ihm, es träten drei Engel in 
Knabengestalt zu lbn. Und er sprach mit ihnen und zelgte ihnen 
die schönen Blumen alle. Dann gab er jedem ein schönes Sträub— 
chen und sagte zu ihnen: „Wenn ihr morgen wieder vom Himmel 
herunter kommt, so bringt mir dafür ein anderes Sträubchen 
von da droben mit. O, im HEimmel mübt ihr ja viel schönere 
Blumen haben als wir auf der Erde.“ „Die haben wir auch,“ 
antwortete ein Engel; „aber wir können sie nicht herunter bringen. 
Siehst du die Sterne am Himmel leuchten? Das sind die 
Blumen des Himmels. Sie sind nicht in Erdreich gepflanzt, 
sondern hinein in dieé unendlichen Räume, und sie nähren sich 
micht von donnenstrabhlen, sondern von Gottes Augenlicht. 
Jedoch will ich dir morgen ein kleines, kleines Körnchen von 
einer solchen Blume mitbringen; das wollen wir in deine Erde 
pflanzen und dann sehen, was daraus wird.“ Die Engel ver— 
schwanden darauf und am andern Morgen kamen sie wieder 
und brachten ein hellschimmerndes Körnlein. Das gruben sie in 
die Erde, und begossen es alle Morgen und Abende mit frischem 
Wasser. Und unser Büblein erzählte es allen Kindern im Dorfe, 
dab es in seinem Garten einen Stern gesäet habe. Und die 
Kinder kamen alle Tage, um zu sehen, ob der Stern noch nicht 
aufgehen wollte. — Und siehe, da erwuchs im Herbste eine schöne 
und bunte Blume von runder Gestalt, und sie hatte rings umhber 
viele schmale Blättlein und sah gerade aus wie ein schöner Stern. 
Die Kinder trugen der Blume Wasser in ihren Händen zu und 
nannten sie mit dem himmlischen Namen Aster; denn Aster 
heißt verdeutscht Stern. — So hat es dem Büblein geträumt. 
und wabrhaftig! das war ein himmlisch schöner Traum. 
Nach F. W. Gubitz. 
180. Die Kröte. 
Giftig bin ich nicht, 
Kinder beiß' ich nicht, 
Wurzeln nag' ich nicht, 
nach Blumen frag' ich nicht; 
Würmlein und Schnecken, 
die laß ich mir schmecken. 
Ich sitz' in dunklen Ecken 
und bin so gar bescheiden; 
doch keiner kann mich leiden. 
Das betrübt mich in meinem Sinn. 
Kann ich dafür, daß ich häßlich bin? 
Johannes Trojan. 
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