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und Verstecke schon angesehen, und auf einmal war alles schwarz, verwelkt
und verschrumpft, und ich konnte mir den Kopf von neuem zerbrechen.“
„Und wenn ich hier unten im Tale fertig bin,“ fuhr das Frühlings—
kind voll Eifer fort zu erzählen, „dann fängt es oben im Gebirge erst an!
Eis und Schnee will da gar nicht weg, und mit den Wassergeistern hat
man seine liebe Not, daß sie mit ihrer Wildheit nicht alles verderben! Und
du glaubst gar nicht, wie ungeduldig die Blumen sind, immer strecken sie
vorwitzig die Näschen zu früh heraus und fragen: „Dürfen wir noch nicht
kommen? Ist's noch nicht Zeit?“ — Da kommen auch schon die Vögel in
Scharen, und der Tisch ist noch gar nicht für sie gedeckt! Ich muß sie
hungern und frieren sehen, die armen, lieben Dinger; ja, neulich hat es so—
gar der Störchin ins Nest geschneit! Zum Glück schien die Sonne am näch—
sten Tage und machte alles wieder gut.“
„Ja, ja, du hast die Sonne, die reißt dich immer wieder heraus,“
seufzte der Hase, „aber wer ersetzt mir meine Eier, wenn sie bei dem
vielen hin- und herschleppen zerbrechen? Und dann das Verstecken erst!
Wie muß ich mich dabei plagen! Ich spüre am Abend meine Knochen, das
mußt du mir glauben!“
„Ja, die Sonne, die habe ich,“ sagte das Frühlingskind und warf
einen so strahlenden Blick und ein so reizendes Kußhändchen nach oben,
daß es dem alten Hasen zu warm und zu eng unter seinem Fell wurde,
„sie läßt mich nicht im Stich, auf sie kann ich mich verlassen, wenn alles
sonst verkehrt geht. Die liebe Sonne! Wie ich ihr danke!“
„EAber zuletzt,“ sagte der Hase, „spielt sie dir doch auch übel mit,
denn wenn du alles mit vieler Mühe fertig gemacht und die alte Erde neu
geputzt und schmuck hergerichtet hast, dann jagt die Sonne dich fort.“
„Jagt sie mich fort?“ rief das Frühlingskind erstaunt, „wo denkst
du denn hin? Was soll das heißen?“ — „Ja nun,“ sagte der Hase, „dann
ist es eben der Sommer, und der Frühling und sein Regiment ist vorbeil“
Da merkte das Frühlingskind, daß es sich versäumt hatte, und es eilte
so schnell davon, daß der hase, der die Pfote über die Augen hielt, nur
noch einen Lichtstreif sah, den das weiße Blütenkleid zurückließ. Er packte
seine Kötze auf und trottete langsam in der sich begrünenden Spur des
Frühlingskindes einher, bis sie sich im Walde verlor, wo er dann seine
Ostereier versteckte.
109. Schneemanns Schicksal.
Friedrich Güll.
Schneemann dort am Gartenzaune hat gar eine üble Laune. Steht
er dort den ganzen Tag, weiß nicht, was er reden mag. Und die Sonne
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