Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

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an, und du mußt darin sterben.“ Da nun der König sah, daß es 
ihnen ernst war, sprach er ganz leidig zu ihnen: „So gebt mir doch 
nur acht Tage Frist, daß ich meiner Tochter Leid beklage.“ Dies ward 
ihm bewilligt. Als aber die Zeit um war, lief das Volk alsbald vor 
den Palast, drohte mit Schwert und Feuer und schrie: „Haben wir 
nicht Gut und Blut geopfert, und nun die Reihe an dich gekommen 
ist, willst du zögern, Gleiches mit Gleichem zu vergelten? Willst du 
unm das Leben deiner Tochter dein ganzes Volk dem Drachen opfern?“ 
Da es nun nicht anders sein mochte, ergab er sich darein. Er 
kleidete sein Kind in königlich Gewand, umfing sie mit Weinen und 
Klagen und sprach: „Ach weh mir armen Manne! Was soll ich an— 
fangen? Deine Hochzeit gedachte ich in Pracht und Herrlichkeit aus⸗ 
zurichten, du solltest Lust und Freude haben; nun muß ich dich dem 
grausen Drachen geben. Ach, wollte Gott, ich stürbe vor dir, daß ich 
nicht dein rotes Blut fließen sähe!“ Mit Küssen und Tränen bedeckte 
er ihr liebes Gesicht; die Jungfrau fiel ihm zu Füßen und sprach: 
„Lebt wohl, lebt wohl, mein Herr Vater! Gern sterb' ich um des 
Volkes Erlösung.“ 
Man führte sie vor die Stadt hinaus; sie kniete zum Gebet auf 
dem Steine nieder und wartete ihres Endes. Da kam der Ritter von 
Frankenstein und fragte sie voll Erbarmens: „Zarte Jungfrau, sage 
mir, warum stehst du in solchem Leid?“ Die Jungfrau antwortete: 
„Frage nicht, fliehe eilends von dieser Stätte, daß du nicht mit mir 
sterben müssest.“ Er sprach: „O, sorge dich nicht um mich; gib mir 
vielmehr kurzen Bescheid, wes ich dich frage. Was bedeutet's, daß ich 
dich allein weinen sehe und ein großes Volk steht gaffend umher?“ 
Die Jungfrau erwiderte: „Ich merke, Ihr habt ein männliches Ritter⸗ 
herz. Was wollt Ihr mit mir zugrunde gehen? Für mich ist keine 
Hilfe!“ Da sagte sie ihm, welch schrecklich Verhängnis ihr bestimmt 
sei; aber der gute Ritter ließ sie kaum zu Ende reden. „Seid ge⸗— 
tröstet,“ sprach er, „habt frohen Mut, ich will mit Hilfe des Sohnes 
Gottes Euch ritterlichen Beistand tun,“ und wie dringend sie ihn bat 
und warnte, er blieb fest dabei. Da kam der greuliche Drache daher 
gebraust. „Fliehet, Ritter, schonet Euer junges Leben!“ sprach sie; 
aber der Ritter saß geschwind zu Roß. Gar christlich und ritterlich 
segnete er sich mit dem heiligen Kreuze, dann rannte er mit seinem 
Spieß den Drachen an und stieß ihm den Schaft so tief in den 
schuppichten Leib, daß er jählings zur Erde sank; alsbald zog der 
Ritter sein breites Schwert aus und machte dem Würger ein Ende. 
Da sagte er Gott dem Herrn Dank, eilte zur Jungfrau zurück, schwang 
sie vor sich auf sein Roß und ritt mit ihr vor den Palast des Königs.
	        
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