Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

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Kinder können ihn leicht zu Ringen zusammenbiegen und sich 
Kettehen daraus machen. Nur schade, dab der weibe Saft, der 
heraustrõpfelt, ebrig ist und Hlecke in die Kleider macht. 
Die Blume des Löwenzahns ist wohl aus Hunderten von 
Blüten zusammengesetzt; sie bilden eine wahre Blütenstadt, 
Eine doppelte, grüũne Mauer umgibt sie. Diese wird gebildet 
dureh grüne Blättchen. Der weibe Boden, in welchem die 
Blũtchen stehen, ist das Strabenpflaster; es ist wie von feinem 
Porzellan. Die einzelnen Blütchen sind die Häuser; sie sehen 
aus, als wären sie aus purem Golde- gefertigt. Käfer und 
Bienen besuchen diese goldne, honigreiche Stadt. Aber nur bei 
schönem Wetter sind ihre Tore geöffnet. Beim Regen und 
wahrend der Nacht werden sie sorgsam verschlossen. Dann findet, 
wohl zuweilen eine Heine Fliege ihr Nachtquartier darin und 
verlätzt die gastfreundliche Stadt erst am Morgen. — Nach 
lüngerer Zeit sieht der Löwenzahn ganz anders aus. Sein Stiel 
trügt nicht mehr gelbe Blumen, sondern jenes weibe, wollige 
Köpfehen. Die Samenkörnchen, aus denen es gebildet wird, sind 
nämlich aus den einzelnen Blüten entstanden. Bald gehen die 
Körnchen auf Reisen, und neue Pflanzgen wachsen aus ihnen. 
Der Hirt siebht den Löwenzahn gern auf den Wiesen; denn er 
ist ein treffliches Futter für sein Vieh. Der bittere Saft in 
seinen Blättern und Stengeln gibt fette, sübe Milch. 
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Hermann Wagner. 
142. Im Mai. 
Was rauscht, was rieselt, was rinnet so schnell ? 
Was blitzt in der Sonne, was schimmert so hell ? 
Und als ich so fragte, da murmelt' der Bach: 
„Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!“ 
. Was knospet, was keimet, was duftet so lind ? 
Was grünet so fröhlich, was flüstert der Wind? 
Und als ich so fragte, da rauscht' es im Hain: 
„Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!“ 
z. Was klinget, was singet, was flötet so klar? 
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar ? 
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug: 
„Der Frühling, der Frühlingl“ — da wußt' ich genug! 
Heinrich Seidel.
	        
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