Full text: [Band 2, [Schülerband]] (Band 2, [Schülerband])

188 
Biene; sie steht im Dienste der fleißigen Imme. Sollte Bienlein keinen 
Gegendienst leisten? Sollte sie nur Empfängerin sein? O nein, es 
ist wunderbar, wie sie der Kirschblüte dient. 
Hunderte winziger, gelber Blütenstaubkörbchen werden von den 
Staubgefäßen der Kirschblüte erzeugt. Die Biene kommt hastig geflogen 
und setzt sich mit einem gelinden Ruck auf ein Blütenblatt wie auf 
ein sauberes Trittbrettchen, so daß die Blüte schwankt und gerüttelt 
wird. Nun fährt sie mit Kopf und Brust hinein in den Fädenkranz 
und stößt daran, daß der Blütenstaub ausstäubt. Ganz gelb bepudert 
wird Bienchen an Kopf und behaarter Brust und sieht dann aus wie 
ein Mühlknappe, der vom Mehl bestäubt aus der Mühle tritt. Die 
Honigsucherin fliegt zur nächsten Blüte, will auch da Honig haben 
und bringt Blütenstaub mit. Siehe, da streift sie mit ihrem Pelzrock 
den Stempel dieser Blüte! Einige Körnchen fliegen auf die klebrige 
Narbe und bleiben haften. Sie werden von dem klebrigen Stoffe der 
Narbe angefeuchtet und treiben ein Keimfädchen hinab in den Frucht— 
knoten, das diesen auf wunderbare, unbegreifliche Weise befruchtet. 
Bald schwillt der Fruchtknoten an und bildet sich in den nächsten 
Wochen zur Kirsche aus. So steht die Biene im Dienste der Kirsch— 
blüte zu deren Befruchtung. 
Du erkennst an diesem einen Beispiel schon, daß in der Natur 
eins dem andern dient. So stehen aber Biene und Kirschblüte zwiefach 
im Dienste des Menschen; die Biene als Honigsammlerin und Blüten— 
befruchterin, die Kirschblüte als Honigquelle und später als Spenderin 
süßer Frucht. 
Wenige Tage später wirst du sehen, daß dasselbe Schauspiel am 
Birnbaum, am Pflaumen- und Apfelbaum sich wiederholt. 
Karl Lutz. 
145. Freund Spa. 
Hat Freund Spatz im Lenz sich ein Weibchen erworben, so muß 
der Hausstand eingerichtet werden. Nun ist aber der Spatz ein aus— 
gesprochener Faulenzer, steht er doch früh zu einer Zeit auf, wo andere 
Vögel, Rotschwänzchen, Schwalben und Amseln, schon seit Stunden in 
Tätigkeit sind. Zufolge dieser Eigentümlichkeit hat er auch für das 
Nesterbauen kein rechtes Talent und wenig Verständnis. Irgend ein 
günstiger Unterschlupf ist erspäht, ein Raum zwischen einem Firmen— 
schild und der Hauswand, ein Luftloch in der Mauer, ein Sprung im 
Dachkasten, vielleicht auch eine Baumhöhlung — da geht es an das 
Einschleppen von Niststoffen. Wählerisch wird dabei nicht verfahren,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.