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18. „Potz tausend! Hab' ich recht gehört;
Ihr Kinder scheint mir recht bethört;
Ich hab' gejagt den ganzen Tag
Den Mücken, sie zu fangen, nach.
19. Nun wollen auch die Jungen mein
Ins Schlafen eingesungen sein;
Drum pfeif' ich mit der Brüder Chor
Den Kleinen meine Lieder vor.
20. Ich sing' dem Wald zur hohen Lust,
Ein müder Mann, aus froher Brust,
Dem Herren gibt mein Mund den Preis
Und lobt die Arbeit und den Schweiß.
21. Doch sprecht, was habt ihr denn gemacht,
Die also schlecht von mir gedacht?
Kehrt um, ihr Müßiggänger ihr,
Und stört die Leut' nicht länger hier!“
22. Von allen Tieren so belehrt,
Sind drauf die Kinder froh gekehrt
Und wußten, daß dem Fleiß allein
Des Spieles Lust ein Preis kann sein.
98. Der Räuber von Zeistan.
Palmblätter von J. G. Herder und A. J. Liebeskind; durchgesehen von Krummacher
Neue Ausg. Berlin, 1857.
Leisch war ein Tagelöhner in dem Lande Seistan. Da er in
einer großen Teurung sich mit seiner Handarbeit nur schlecht ernähren
konnte, so schlug er sich zu einer Räuberbande, bei welcher er sich durch
seinen Mut und durch seine Klugheit bald in ein solches Ansehen
setzte, daß sie ihn zu ihrem Anführer wählte. Diese Räuber wurden
unter seiner Anführung endlich so kühn, daß sie sich vornahmen, den
Schatz des Königs zu berauben. Sie brachen des Nachts ein und
packten an Gold, Silber und Edelsteinen so viel zusammen, als sie
tragen konnten. Sie waren schon im Begriff, sich mit dem Raube
davon zu machen, als Leisch oben an dem Gewölbe etwas Glänzendes
schimmern sah. Er glaubte, es sei ein Stein von seltenem Werte,
und da er sich mit beiden Händen heben mußte, um hinauf zu reichen,