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Der Esel fällt vor Schwäche nieder,
Schnappt auf und reget sich nicht wieder.
Nun teilt euch in die Haut, ihr Brüder!
115. Einkehr.
udwig Uhland. Gediehte und Dramen. Herzusg. v. W. L. Holand. 1. Teit.
Stuttgart, 18683.
1. Bei einem Mirte wundermild,
Da war ieh jüngst zu Gaste:
Ein goldner Apfel war sein Schild
An einem langen Aste.
2. Es war der gute Apfelbaum,
Bei dem ieh eingekehbret;
Mit süsser Kost und frischem Schaum
Hat er mieh wohl genähret.
3. Es kamen in sein grünes Haus
Viel lieht beschwingte Guste;
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.
4. Ieh fand ein Bett zu süsser Ruh'
Auf weichen grünen NMatten;
Der Wirt, er deckte selbst mieh zu
Mit seinem kühlen Sebatten.
5. Nun fragt' ich nach der Schuldigkeit,
Da schũttelt er den Wipfel:
Gesegnet sei er allezeit
Von der Wurzel bis zum Gipfel!
116. Die gottselige Grossmutter.
Christoph von sSehmid. Gesammelte Schriften. 16. BEd. 2. Aufl. Augsburg, 1861.
Wãhrend des letzten Krieges gerieten dié Bewohner eines
einsam stehenden Hauses in grosse Ängste. Der Feind nahte
sieh mit einbrechender Nacht der Gegend. Der näehbtliche
Himmel erschien bald da, bald dort von Peuersbrünsten rot
wie Blut. Man hörte furehtbar schiessen. Zudem war es Winter,
und das Wetter sebhr äkalt und stürmisch. Die guten Leute
fürehteten, ausgeplündert und jetzt, zur rauhesten Jahreszeit,
von Haus und Hof verjagt zu werden.