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Das deutsche Land, seine Besiedelung und Ausnutzung
Land gegen die von der landschaftlich offenen Südseite hereindringende
welsche und undeutsche Kultur, wie der Pole im Gegensatz zum Rnssentum
steht und der Flame seine germanische Art vom Romanen bedroht sieht.
Mit der Besiedlung eines Landes beginnt die künstliche Veränderung
der Landschaft. Sie war in Deutschland bedeutender als die natürliche. Auf
natürliche Arsachen ist die Umgestaltung der Meeresküsten, insbesondere der
Einbruch der Zuidersee im 14. Jahrhundert, des Dollarts und Iadebusens
im 16. Jahrhundert, die Entstehung der friesischen Inseln, die Veränderung
mancher Flußbetten und das Verschwinden von Seen zurückzuführen. Nach-
dem aber die Siedler in Deutschland durch Anbau die waldsreün Stellen
vom Urwald freigehalten hatten, begannen sie, besonders seit dem 8. nach¬
christlichen Jahrhundert, die umfassenden Urwaldrodungen, bei denen Klo¬
stersiedlungen vor allem mitwirkten. 3n der weiteren kulturellen Umge¬
staltung des Landes wurde der Deutsche vor schwere, aber lohnende Auf¬
gaben gestellt. Bei ihrer Lösung half das günstige Klima und das günstige
Flußnetz. Weit hinauf und lange Zeit des Jahres sind unsere deutschen
Flüsse infolge der Flußregulierungen schiffbar und in den alten Urstromtälern
durch Kanäle verbunden. Der große Mittellandkanal, der Ems und Weichsel
verbinden soll, ist bereits zum Teil gebaut. Neue Kanalpläne, wie
die Verbindung von Elbe und Douau und besserer Ausbau des Rhein-
Main-Donau-Weges harren ihrer Ausführung. Dazu kommen die gro¬
ßen Tieflandbuchten am Rhein, in Sachsen und Schlesien dem Verkehr
aus dem Gebirge weit entgegen. Die Verkehrshindernisse des Mittel¬
gebirges sind durch Kunstbauten überwunden, wenn auch bis heute noch der
Verkehr nach Böhmen durch das enge Elbtal gezwängt wird und die Ver¬
bindung von Nord- nach Süddeutschland in Thüringen usw. auf große
Schranken stößt. Daneben sehen wir den Deutschen in erfolgreichem Kampfe
mit der Küste. Neue Kulturgebiete eutstehen in den eingedeichten und ent- .
wässerten Marschen, in Geest und Heide. Vennkolonisten verkleinern die
unwirtlichen Moore. So verschwinden mehr und mehr jene ertragsarmen
Gebiete, die dem deutschen Wesen wie fremdes Land erscheinen. Die Bo¬
denschätze der Mittelgebirge, die schon seit dem 12. Jahrhundert Siedler auf
ihre Höhe lockten, werden abgebaut. Erze, Steinkohlen- und Braunkohlen¬
lager waren die Ursache der dichten Siedlung und der Großindustrie, na¬
mentlich in Rheinland, Westfalen, der sächsischen Tieflandbucht und Schle¬
sien. Die Kalisalze der Halle-Hannoverschen Gegend verhalfen dem Ackerbau
zu ungeahnten Erträgen. Die Freude des Deutschen an der Schönheit der
Kulturen können wir am besten an den wohlgepflegten süddeutschen Garten¬
landschaften und den Weinbergen an Rhein und Mosel beobachten. Im