. Das Hirtenbüblein.
11. Menschen, Thiere, Gärten, Wälder, 16. „Potz tausend! hab' ich recht gehört?
Wiesen, Thal und Berg und Felder — Ihr Kinder scheint mir recht bethört;
alle muß das Bächlein tränken ich hab' gejagt den langen Tag
und die Töpfe auch noch schwenken, den Mücken, sie zu fangen, nach.
12. Kinder wiegen, Mühlen treiben, 17. Nun wollen auch die Jungen mein
Bretter schneiden, Erz zerreiben, zum Schlafe eingesungen sein;
Wolle spinnen, Schiffe tragen, drum pfeif' ich mit der Brüder Chor
Feuer löschen, Hämmer schlagen. den Kleinen meine Lieder vor.
13. Ich kann euch alles sagen nicht, 18. Ich sing' dem Wald zur hohen Lust,
weil mir dazu die Zeit gebricht.“ ein müder Mann, aus froher Brust,
So sprach's und sprang von Ort zu Ort, dem Herren giebt mein Mund den Preis
und husch! war gleich das Bächlein fort. und lobt die Arbeit und den Schweiß.
14. Da war ihr Muth dem Sinken nah, 19. Doch sprecht, was habt ihr denn gemacht,
als einer einen Finken sah, die also schlecht von mir gedacht?
der auf dem Aste saß in Ruh' Kehrt um, ihr Müßiggänger ihr,
und pfiff sein Lied und fraß dazu. und stört die Leut' nicht länger hier!“
15. Sie riefen: „Ach, Herr Biedermann, 20. Von allen Thieren so belehrt,
der all die schͤnen Lieder kann, sind drauf die Kinder froh gelkehrt,
du hast gewiß recht viele Zeit und wußten, daß dem Fleiß allein
und bist mit uns zum Spiel bereit!“ des Svieles Lust ein Preis kann sein.
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11. Das Hirtenbüblein.
E war einmal ein Hirtenbübchen, das war wegen seiner weisen Antworten,
die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. Der König des
Landes hörte auch davon, glaubte es nicht und ließ das Bübchen kommen. Da
sprach et zu ihm. „Kanust du mir auf drei Fragen, die ich dir vorlegen will,
Autwort geben, so will ich dich ansehen wie mein eigen Kind und du sollst bei
mir in meineim königlichen Schloß wohnen.“ Spraͤch das Büblein: „Wie
lauten die drei Fragen?“ Der König sagte: „Die erste lautet: Wie viel
Tropfen Wasser sind im Weltmeer?“ Das Hirtenbüblein antwortete: Hexr
König, laßt alle Flüsse auf der Erde verstopfen, damit kein Tröpflein mehr
daraus ins Meer laufe, das ich nicht erst gezählt habe, so will ich Euch sagen,
wie viel Tropfen im Meere sind.“ Sprach der König: Die andere Frage
lautet: Wie viel Sterne stehen am Himmel?“ Das Hirtenbübchen sagte:
„Gebt mir einen großen Bogen weiß Papier!“ Und dann machte es mit der
Feder so viele feine Punkte darauf, daß sie kaum zu sehen und fast gar nicht
zu zählen waren, und einem die Augen vergingen, wenn man darauf blickte
Darauf sprach 8: „So viel Sterne stehen am Himmel, als hier Punkte
auf dem Papier; zählt sie nur!“ Aber niemand war dazu im Stande. Sprach
der König: „Die dritte Frage lautet: Wie viel Sekunden hat die Ewigkeit?“
Da sagte das Hirtenbüblein? „In Hinterpommern liegt ein Demantberg, der
hat eine Stunde in die Höhe, eine Stunde in die Breite und eine Stunde