Full text: [Theil 1 = Für untere Klassen, [Schülerband]] (Theil 1 = Für untere Klassen, [Schülerband])

198 239. Die Bremer Stadtmusikanten. 
berührt, so schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte und blickte ihn ganz 
freundlich an. Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und die 
Königin und der ganze Hofstaat, und sahen einander mit großen Augen an. Und 
die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich; die Jagdhunde sprangen und 
wedelten; die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen unterm Flügel hervor, 
sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an den Wänden krochen weiter; 
das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte und kochte das Essen, der Braten 
fing wieder an zu brutzeln, und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, daß 
er schrie; und die Magd rupfte das Huhn fertig. Und da ward die Hochzeit 
des Königssohnes mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie leblen 
vergnügt bis an ihr Ende. Sr. Grimm) 
239. Die Bremer Stadtmusikanten. 
Mãrchen.) 
3 hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unver— 
drossen zur Müble getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende 
gingen, sodab er zur Arbeit immer untauglicher vard. Da dachte der Herr 
daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, dab kein 
guter VWind wehte, Lef fort und machte sich auf den Weg nach Bremen: 
dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant verden. Als er ein Meilechen 
fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte 
wie einer, der siech müde gelaufen hat. „Nun, was jappst du so, Packan?“ 
fragte der Esol. „Ach,“ sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag 
schwächer werde und auf der Jagd nicht mebr fortkann, hat mich mein 
Herr wollen todt seblagen, da hab iceh Reibaus genommen: aber womit soll 
ich nun mein Brot verdienen?“ „Woeißt du was?“ sprach der Esel, „ich 
gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant; geb' mit und lab düch 
auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die 
Pauken.“ Der Hund war's zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte 
nieht lange, so sah da eine Katze an dem VWeg und machte ein Gesicht 
wie drei Tage Regenwetter. „Nun, vwas ist dir in die Quere gekommen, 
alter Bartputzer?“ sprach der Esel. „Wer kann da lustig sein, wenn's 
einem an den Kragen geht?“ antwortete die Katze; „weil ieh nun zu Jahren 
komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hbinter dem Ofen sitze 
und spinne, als nach den Mäusen herumjage, hat mich meine Erau ersäufen 
wollen; iebh habe miech zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Bath 
theuer; wo soll ich hbin?“ „Geb' mit uns nach Bremen, du verstehst dich 
doch auf die Nachtmusik, da Kannst du ein Stadtmusikant werden.“ Die RKatze 
hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen 
an einem Hof vorbei, da saß auf dem Thor ein Haushabhn und schrie aus 
Leibeskräften. „Du schreist einem dureh Mark und Bein,“ sprach der Esel, 
„vas hast du vor?“ „Da bab' iehb gut Wetter prophezeit,“ sprach der 
Hahn, „weil unserer lieben Frauen LTag ist, wo sie dem Ohristkindlein die 
Hemdchen gewaschen hat, und sie trocknen will; aber weil morgen zum 
Sonntag Gäste Kommen, so bat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat 
der Köchin gesagt, sie wollte mieb morgen in der Suppe essen, und soll ich
	        
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