Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Strichen der Breite nach; auch der Schwanz hat einige solcher Quer— 
striche. Er ist kaum so groß wie ein Huhn; aber er ist ein Räuber und 
Mörder, der seinesgleichen sucht. Er fliegt nicht gerne im Kreise; denn 
seine Flügel sind nicht sehr lang, wohl aber sehr stark, und wenn er sich 
sehen läßt, versteckt sich alles; dann machen die Krähen, Dohlen, Elstern 
u. s. w. einen gewaltigen Lärm. Die Krähen wagen es nicht leicht, ihn 
zu verfolgen; denn er macht gern dem Spiele dadurch ein Ende, daß er 
plötzlich eine mit den Krallen packt und sie fortträgt, die anderen mögen 
schreien, wie sie wollen. Er lauert gewöhnlich auf einem hohen Baume. 
Von da aus überschaut er sein Gebiet, und wehe der Taube, dem Reb— 
huhn, der Wachtel, dem jungen Hasen, der Wildente, dem Eichhorn, das 
ihm vor Augen kommt! Er stößt blitzschnell auf sein Opfer, und selten 
bleibt einem Tiere Zeit, sich in das Gebüsch zu retten, wohin ihm der 
Räuber nicht nachfolgen kann; selten entrinnt ihm eine Taube durch die 
Schnelligkeit ihres Fluges. Er beschränkt seine Jagd nicht auf Wald 
und Feld; er besucht auch Höfe, Dörfer und Städte, wenn er Junge 
hat, oder wenn ihn der Hunger plagt. Weiß er einmal einen Tauben⸗ 
schlag, so holt er eine Taube nach der anderen, und der Eigentümer 
muß entweder dem Habicht auflauern und ihn schießen oder seinen Schlag 
so lange verschlossen halten, bis der Räuber den Platz vergessen und 
inen anderen aufgesucht hat. Er ist so frech, daß er selbst in den Schlag 
eindringt und eine Taube herausholt; ja er stößt auf die Turteltaube 
durch das Fenster in die Stube, ohne daß ihn das Klirren der Scheiben 
außer Fassung bringt. Kein Huhn ist vor ihm sicher; er packt es am 
Halse und würgt es augenblicklich, ebenso die zahme und wilde Ente, 
selbst die Schneegans greift er an und überwältigt sie, wenn ihr die 
anderen nicht zu Hilfe kommen Wegen seiner Raubsucht wird er von 
den Jägern und Taubenzüchtern eifrig verfolgt. Der Tod droht ihm 
durch den Schützen, und noch häufiger wird er in einer Käfigfalle ge— 
fangen, in welche er durch eine weiße Taube gelockt wird. 
171. Das Reb. 
Ernst Wunderlioh. 
Eb herrekt tiefe Waldstille. Da knackt es in den Zweigen 
Ein Rebbock, erst mit balbem Leibe siehtbar, tritt aus dem 
Valdesdunkel. Das Haupt mit seinem kräftigen, doeh nieht viel· 
zackigen Geweih ist keck mporgerichtet. Die grossen, hellen 
Augen rollen nach allen Seiten, op alles sicher und ohne Gefahr 
e ebt vieh wieder zurück, kKommt noeh einmal und prüft, 
und nun erst gibt er den veinen das Sicherheitszeichen. Im
	        
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