Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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seiner Prau. Sie hiessen Hans und Grete und waren zwar nicht 
ãrmer als die übrigen Arbeiter, aber sie fühlten sich doch unglück- 
licher, denn sie waren faul und arbeiteten nicht gern. Darum 
fiel ihnen die Arbeit auch so schwer. — Eines Tages waren sie 
wieder nach dem Schlosse des Grafen gekommen und wollten um 
den Lohn bei ihm arbeiten. Da schickte sie der Verwalter in den 
Garten, und der Gärtner wies ihnen eine Arbeit an. Sie mulsten 
die Wege des Gartens aufhacken und das Gras herausschütten. 
Die Wege aber waren sehr fest getreten, der Tag war schwül, 
und es war den beiden Leuten so heiss, dass ihnen der Schweils 
von der Stirne rann. Da richtete sich Hans mit einemmale von 
der Arbeit auf und sagte zu seiner Frau: „Wir sind doch recht 
unglücklich, dass vir um die paar Groschen Tagelohn so hart 
arbeiten müssen — „Ja,“ sagte die Erau und warf ihre Hacke 
aus den Händen, „es ist recht hart! Warum ist denn die Din- 
richtung so in der Welt, dass man sein Brot im Schweisse seines 
Angesichts erwerben muss?“ — „DVi, das kannst du in der Bibel 
lesen,“ erwiderteé Hans, „das schreibt sich von dem Paradiese her. 
Der liebe Gott hat den ersten Menschen, Adam und PEva, ver- 
boten, von den pfoeln des Baumes mitten im Garten zu essen, 
und sie haben sein Gebot nicht geachtet und doch davon gegessen. 
Darum sind sie aus dem Paradiese gejagt worden, und seitdeèm 
muss der Mensch sein Brot im Schweilse seines Angesichts essen. 
Wäre das nicht geschehen, so sälsen noch alle Menschen ruhbig 
im Paradiese und brauchten gar nicht zu arbeiten.“ — „Um,“ 
brummte Grete, „das hätten sie können bleiben lassen. Die Eva 
muss aber reeht naschhaft gewesen sein. Muss man denn alles 
versuchen?“ —„Ja,“ fiel ihr Hans in die Rede, „und der Adam 
muss recht dumm gewesen sein, dals er sich von der Eva ver— 
leiten liels, aueh in den Apfel zu beissen. Ich hätte der Adam 
sein sollen! Eine tüchtige Olrfeigeé hätte die Eva von mir be— 
kommen, wenn sie mir mit ihrem Apfel gekommen wäre. Ieh bin 
nicht so dumm als der Adam und muls doch jetzt für seinen 
Fehler büssen.“ Er setzte unwillig seins Arbeit fort. „Und ieh 
bin nicht so neugierig und näschig, als die Eva war, und muls 
aueh für sie büssen,“ setzte die Erau hinzu und griff langsam 
nach ihrer Hacke. Also murrten die beiden einfältigen und faulen 
Leute über die Sünde der ersten Menschen und über ihr eigenes 
Schicksal. — Aber der Graf hatte in einer nahen Laube gesessen 
und ihr Gespräch mit angehört. Am Abend war er im Hofe zu- 
gegen, als der Verwalter den Lohn unter die Arbeiter auszablte.
	        
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