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wohl recht vornehm sein; die anderen, die sich so tief vor ihnen bücken,
sind gewiß viel schlechter?“ Der Vater pflückte ein paar Ähren ab und
sprach: „Sieh, diese Ähre hier, die sich so bescheiden neigte, ist voll der
schönsten Körner; jene aber, die sich so stolz in die Höhe streckte, ist
ganz taub und leer.“
Trägt einer gar zu hoch den Kopf.
so ist er wohl ein eitler Tropf.
Christoph von Schmid.
165. Das Ahrenfeld.
1. Ein Leben war's im Ährenfeld
wie sonst wohl nirgends auf der Welt;
Musik und Kirmes weit und breit
und lauter Lust und Fröhlichkeit.
2. Die Grillen zirpten früh am Tag
und luden ein zum Zechgelag:
„Hier ist es gut; herein! herein!
Hier schenkt man Tau und Blütenwein.“
3. Der Käfer kam mit seiner Frau,
trank hier ein Mäßlein kühlen Tau.
und wo nur winkt' ein Blümelein,
da kehrte gleich das Bienchen ein.
1. Den Fliegen ward die Zeit nicht lang;
sie summten manchen frohen Sang;
die Mücken tanzten ihren Reih'n
wohl auf und ab im Sonnenschein.
5. Das war ein Leben ringsumher,
als ob es immer Kirmes wär'
Die Gäste zogen aus und ein
und ließen sich's gar wohl dort sein.
6. Wie aber geht es in der Welt?
Heut ist gemäht das Ahrenfeld;
zerstöret ist das schöne Haus,
und hin ist Kirmes, Tanz und Schmaus.
August Hoffmann von Fallersleben.