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gedachten ihm damit eine Schmach zu tun. Als der fromme Bischof
ihren Spott vernahm, da hieß er einen Maler rufen; dem befahl er
mit guter Farbe in alle seine Gemächer weiße Räder in rote Felder
zu malen, und ließ dazu setzen einen Reim, der sagte: „Willegis,
Willegis, denk, woher du kommen sis!“ Daher rührt, daß seit der
Zeit alle Bischöfe zu Mainz weiße Räder im roten Schilde führen.
Brüder Grimm.
271. Die Mineralquellen des Taunus.
Länder mit vielen Erzeugnissen, deren Namen mit W anfängt,
gelten für besonders gesegnet. Und so hat denn auch Nassau seine
sieben wonnigen W. Wasser, Wiese und Wald, Wild, Wein, Weizen
und Wolle.
Das erste der sieben W, das Wasser, deutet auf die unterirdischen
Schätze des Landes. Aber es ist nicht an das gewöhnliche Wasser zu
denken, sondern an die sogenannten mineralischen Wasser. Daran
hat Nassau einen Reichtum wie kein anderes Land. Tief unten im
Schoße der Erde finden sich mineralische Stoffe, die durch Wasser
löslich sind, nämlich Eisen, Kohlen, Gips und andere. Die da unten
rinnenden Wasseradern nehmen diese Stoffe in sich auf und bringen
sie mit an die Oberfläche der Erde. Und so springen durch ganz
Nassau hin zerstreut, mit Ausnahme des nördlichen Teiles, an
150 Mineralquellen. Die meisten sind sogenannte Sauerbrunnen oder
Säuerlinge, ein Teil warme Quellen oder Thermen. Einige der
letzteren dringen aus bedeutender Tiefe hervor und sind fast kochend.
Die Säuerlinge werden größtenteils uur von der nächsten Nachbar—
schaft als Trinkwasser benutzt; doch sind einige darunter, deren Wasser
weithin versandt werden und wegen ihres Wohlgeschmacks und ihrer
heilsamen Wirkung seit lange in hohem Rufe stehen. Dahin gehören
der Fachinger und der Geilnauer Brunnen, beide an der Lahn
zwischen Diez und Nassau, und vor allem der Selterser Brunnen
im Emstale.
Mit starkem Brausen und unzählige Blasen werfend, sprudelt
dieser Brunnen mächtig aus der Tiefe empor und liefert in jeder
Minute etwa 40 Liter Wasser. Täglich können 24000 Krüge gefüllt
werden, die im Kannenbäckerländchen“ im südlichen Westerwalde
gefertigt werden. Über vier Millionen solcher Krüge werden jährlich
nach allen Teilen der Erde verschickt, und außerdem holt sich die
Bevölkerung der nächsten Umgebung täglich zu gewissen Stunden große
Mengen dieses köstlichen Wassers aus dem Brunnen.