29. Luthers Lenchen.
Luther saß einst am Bette seiner lieben Magdalene, die war todkrank.
„Ich habe sie sehr lieb — seufzte er — „aber, lieber Gott, weil es
dein Wille ist, daß du sie hinnehmen willst, so will ich sie gern bei dir
wissen.“ Darauf wandte er sich zur Kranken: Magdalenchen, mein
Töchterlein, nicht wahr, du bliebest gern hier bei deinem Vater und zögest
auch gern zu jenem Vater?“ Die Tochter erwiderte: „Ja, herzlieber Valen
wie Gott will.“ Da sagte Luther: „Du liebes Töchterlein, der Geist ist
wohl willig, aber das Fleisch ist schwach,“ wandte sich herum, weinte und
sprach: „Ich habe sie ja sehr lieb!“ Als nun Magdalenchen in den
letzten Zügen lag und sterben wollte, fiel der Vater vor dein Bett auf
seine Kniee, weinte bitterlich und betete, daß sie Gott wolle erlösen. Da
verschied sie und entschlief in ihres Vaters Armen. Die Mutter war auch
in der Kammer, aber weiter vom Bette abseits; denn sie wollte, wie
Hagar, nicht sehen ihres Kindes Sterben. Und Luther sprach zu der