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27. Vater kann alles.
Liebes Lenchen, hör' nur an, Abends bei der Lampe Schimmer
was mein Vater alles kann. spielt er auf der Zither immer
Alles, alles kann er machen! oder macht mit seiner Hand
Ja, er schnitzt die schönsten Sachen: Schattenspiele an der Wand;
auf dem Dach die Klappermühle, ja, es ist beinah' zum Grau'n,
unsre kleinen Kinderstühle, so natürlich anzuschau'n:
Vogelbauer, Meisenkisten, einen Hahn mit Kamm und Sporen,
Körbe, drin die Hühner nisten, Häschen auch mit langen Ohren,
einen Freßtrog für die Gänschen einen Vogel, der da fliegt,
und ein hölzern Schwert für und ein dickes Schwein, das liegt,
Hänschen. eine Gemse mit der Gabel,
Kleine Wagen kann er machen, einen Schwan mit Hals undSchnabel,
Hüte von Papier und Drachen, gar nichts gibt es, denk' nur an,
Körbchen aus Kastanien schneiden, was er dir nicht machen kann
Flöten auch aus Rohr und Weiden. Lenchen, ja, ich glaube sehr,
Alles kann er und so gut, nur der liebe Gott kann mehr.
wie es wohl kein andrer tut. Seidel
38. Ein Brief Luthers an seinen kleinen Sohn Haus.
Gnade und Friede in Christo, mein herzliebes Söhn—
lein! Ich sehe gar gern, daß du wohl lernest und fleißig
betest. Tu also, mein Söhnchen, und fahre fort! Wenn
ich heimkomme, will ich dir einen schönen Jahrmarkt mit—
bringen. Ich weiß einen hübschen, lustigen Garten, da
gehen viele Kinder innen, haben güldene Röcklein an und
lesen schöne AÄApfel unter den Bäumen und Birnen, Kirschen,
Spillinge und Pflaumen auf, singen, springen und sind
fröhlich, haben auch schöne kleine Pferdlein mit güldenen
Zäumen und silbernen Sätteln. Da fragte ich den Mann,
des der Garten ist, wes die Kinder wären. Da sprach er:
„Es sind die Kinder, die gern beten, lernen und fromm
sind.“ Da sprach ich: „Lieber Mann, ich habe auch ein
Söhnchen, heißt Hänschen Luther; dürfte der nicht auch in
den Garten kommen, daß er auch solche schöne Apfel und
Birnen essen möchte und solche feine Pferdlein reiten und
mit diesen Kindern spielen?“ Da sprach der Mann: „Wenn