— 34 —
Bach treibt sie beide fort. Doch gelang es ihr, den herabhangen-
den Zweig einer Weide zu fassen, die am Wasser stand. Laut
rief sie um Hilfe, mehr um das Brüderchen, als um siceh selbbst
besorgt, und aueh das Schwesterchen im Grase erhob ängstlieh
seine Stimme.
Da nahte ein Wanderer, der den Unfall von weitem be—
merkt hbatte. Sie rief ihm zu, und er eilte zur Hilfé herbei. Da
er den Knaben nieht sogleich bemerkte, so wollte er sie retten.
Aber sie winkte und rief, er sollte zuerst dem Brüderchen helfen.
Der Mann sprang ins Wasser und brachte den Knaben glücklich
ans Land. Da brach der Zweig, an welehem das wackere Mäd-
chen sioh festhielt, und sie versank im Wasser. Mit grober Mühe
rettete der Mann aueh sieé; denn der liebe Gott wollte es nicht
zulassen, dab eine so liebevolle Schwester einen so frühen Tod
fnde, weil sie eher an das Brüderehen als an sieh selbst gedacht
hatte. Nach Reiniok.
44. Schwesterchen.
1. Mein Gretchen ist so kugelrund
und hat ein stumpfes Näschen
und einen roten Kirschenmund
und läuft gar wie ein Häschen.
2. Und Locken hat es seidengleich
und einen weißen Nacken
und kleine Händchen sammetweich
und apfelrote Backen.
3. Nun lauf hinaus ins grüne Gras,
du kleine, liebe Grete;
doch fall mir nicht ins Regenfaß
und tritt nicht auf die Beete!
4. Und patsche mir ins Nasse nicht
mit deinen kleinen Füßen!
Und wenn du Nachbars Kate siehst,
so sag', ich lass' sie grüßen. Seidel.
45. Der Geburtstagsgratulant.
. Guten Morgen! sollt' ich sagen
und ein schönes Kompliment,
und die Mutter ließ' auch fragen,
wie der Vater sich befänd'?