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Sieh, mein Kind, das ist das Märchen von der Schiefertafel,
dem Stift und dem Schwamme. Aber du möchtest nun wohl auch
gern wissen, wo die Schiefertafel und der Stift hergekommen sind?
Das will ich dir auch sagen. Der Weihnachtsmann und der Ge—
burtstagsmann wissen einige Berge, die gang voller Schiefertafeln
und Schieferstifte stecken; es fehlen nur noch die weißen Holzrahmen
um die Tafeln und das bunte oder goldene Papier um die Stifte.
Aber das Holz und das Papier sind ja Nebensachen. Aus diesen
Bergen holen sie nun für fleißige Kinder ganze Wagenladungen voll
Tafeln und Stifte. Und weil die Berge so gar reich an Schiefer
sind, so bekommen alle Menschen, die nicht gar zu weit von
den Bergen wohnen, so viel Schiefertafeln, daß sie alle ihre Häuser
damit bedecken önnen. Das thun sie natürlich auch. Ünd so ein
schwarzblaues Schiefertafel-Dörfchen oder Stadtchen sieht gar nicht
übel aus. Ernst Lausch
314. Wie's Kätzlein schreibt.
Ein ander Mal, Kinder, gebt acht!
Hats Kätzlein dem Hans die Aufgabe gemacht.
s war draußen ein arger Regentag,
Und Hans mußte im Hause bleiben:
Er sollte für die Schule ein Brieflein schreiben,
Hans wäre lieber in der Stube herumgesprungen,
Und hätte gelärmt und die Peitsche geschwungen,
Sein „Hüst“ und „Hott!“ war aber so laut,
Daß die Mutter vom Nähzeug aufschaut
Und den Steckenreiter zum Tische treibt;
Weil Hans aber nicht gern schreibt,
So weint er und sagt: die Dinte sei dick,
Die Feder spritze, das Papier finde er nimmer
Da sagt die Mutter mit ernstem Blick:
„So geht's den faulen Leuten immer.“
Hans schämt sich und wird mäuschenstill,
Er kaut an der Feder und weiß nicht, was er schreiben will,
Er gähnt, er dehnt sich, er reckt und streckt sich
Er legt den Kopf in die linke Hand und denkt an allerhand —
Da fallen ihm die Augen zu,
Und bald nickt er und schnarcht dazu.
Die Mutter hat's wohl gesehen!
Sie schüttelt den Kopf und läßt es geschehen.
Da kommt das Kätzlein vom Ofen herunter,
Und springt in der Stube herum gar munter,
Und hops! und hops! es springet frisch
Auf den Sessel, auf den Tisch.
Es schnüffelt an der Feder, nimmt sie in's Maul,
Und tanzt auf dem Tisch damit nicht faul;
Aber, aber, daß Gott erbarm!