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teilweise nach England und dem Rhein ausführt. Milchgewinnung und 
Butterbereitung haben seit Einrichtung landwirtschaftlicher Schulen und 
Einführung der Sammelmeiereien einen Aufschwung genommen, weshalb 
die holsteinische Butter ihren guten Ruf im Auslande bewahrt. Kraft und 
Stärke verkündet das wohlgebaute Pferd. Mit „Kieler Sprotten" treibt 
Ellerbek einen so ansehnlichen Handel, daß mitunter an einem Tage tausend 
Pakete ausgegeben werden. Die Schlei birgt Heringe. Die Karpfen- 
zucht kommt in Ausnahme und Bienenzucht ist meistens lohnend. Dem 
Mangel an Wald sucht man in neuerer Zeit durch Aufforstung der Heide¬ 
strecken abzuhelfen. Bekannt sind der Sachsenwald, das Buch holz und 
Holloher Gehege. Laubholzarten — Buchen, Eichen, Birken — 
wechseln mit Nadelholzanpslanzungen; doch muß über Lübeck und Kiel 
Bauholz aus Schweden, Finnland und Pommern eingeführt werden. 
Das Jagdrecht gehört dem Besitzer, doch übertragen die Angehörigen 
einer Feldmark dasselbe in der Regel einem gemeinsamen Pächter. Den 
Forst bewohnen kleinere und größere Tiere; doch kommen außer Fuchs und 
Marder keine eigentlichen Räuber vor; die „lebendigen Hecken", Knicks 
genannt, mit denen wir unsere Felder seit hundert Jahren einfriedigen, 
und lichte Waldungen gewähren den Singvögeln einen lieben Aufenthalt, 
während Sumpf- und Wasservögel sich nach Teichen und Seen hin¬ 
ziehen. Seit Einführung der Drainierung unserer Felder will man eine 
Abnahme der Störche beobachtet haben. Eichhörnchen bewohnen die 
Gipfel hoher Buchen; in Tannenwäldern klopft der Specht, und der 
Häher, an seinen blauen Seitenfedern kenntlich, huscht von Baum zu 
Baum. Seltener sieht man Eulen und Bussarde, weil diese Räuber 
sich verborgene Verstecke suchen. Marder, Iltis und Wiesel schleichen 
an hohlen Bäumen herum, während Maulwurf und Igel am Boden 
jagen. Ringelnattern sonnen sich an trockenen Wällen; aber zwischen 
der Moosdecke schleicht die giftige Kreuzotter, einen kleinen Vogel zu be¬ 
stricken. Es baut in Binsen der Kiebitz sein rohes Nest, während der 
Kuckuck von der Spitze eines Baumes seinen bekannten Ruf erschallen läßt. 
Natürlich fehlen Krähen nicht, und an Teichen wohnt mitunter scharen¬ 
weise die Möwe. Der Hase ist häufiger, seltener das Reh. Im Juli 
und August leuchtet das Johanniswürmchen; Stechmücken, Libellen, 
Eintagsfliegen und Ufersliegen entsteigen in Schwärmen den sumpfigen 
Gräben, nachdem sie ihre Jugendzeit als Larven in schmutzigem Moorwasser 
verlebten. Die fleißige Biene findet während des ganzen Sommers ihre 
reichliche Nahrung: im Frühlinge sucht sie zuerst die blühenden Weiden- 
sträucher auf; alsdann eilt sie honigsuchend auf die Rapsfelder; daraus 
öffnen Linden- und Buchweizenblüten ihre Kelche und sogar noch im 
Spätsommer, wenn die Vogelbeere sich bereits rötet, ladet der blühende 
Zwergwald von Heidekraut sie zum Besuch ein. 
o) Verkehrswege. Außer vielen Chausseen und Straßen, welche 
das Land nach allen Richtungen durchziehen, befördern namentlich die Eisen¬ 
bahnen den Verkehr an Personen und Waren, zumal sie das Reisen be¬ 
quem und^den Transport der Waren billig machen. Im Jahre 1890 be¬ 
saßen die Staatsbahnen eine Länge von fast 1000 km, und mehrere hundert 
Kilometer maßen diejenigen, welche Eigentum von Privatgesellschaften waren. 
Neue Bahnen werden angelegt. Zwei Küstenbahnen, verbunden durch Quer¬ 
leisten, die teilweise den Grundstock und die Hauptbahnen bilden, ziehen 
von Lauenburg nach Kolding und von Altona nach Ripen. In
	        
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