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in denselben Waldungen lebten; denn diese liebten Pfauenfleiseh,
selbst ungebraten. Darum setzten sich die wilden Pfauen nach
der Mahlzeit am liebsten auf die Aste hoher Bäume und hielten
dort oben auch ihre Nachtrube.
Von Ostindien aus brachte der Handelsmann den Pfau bis zu
uns und setzte ihn auf den Hof zu seinen Vettern, den Hühnern.
Hier brüstete er sich im Sonnenschein ebenso stolz wie ehedem
in seiner Heimat. Er schlug sein glitzerndes Rad und schlürfte
mit den Flügeln dazu, als sei er ein Prinz. Kommt ein fleibiges
Hühnchen herzu, das eben sein Ei für die Hausfrau gelegt Lat,
gackert vergnügt und will sich ein Körnchen zur Stärkung auf-
lesen — hu! wie fährt der hochmütige Pfau auf das Huhn los,
obschon es seine nahe Verwandte isf. Es hat ja nur ein un-
scheinbares, braunes Wams an und keine strahlende Krone auf
seinem Haupte, sondern nur ein rotes Hautläppehben.
Da nun aber der Pfau einmal in Zorn über die gemeine
Sippschaft geraten ist, die sich untersteht, ihm nahe zu Kommen,
so hackt er auch grimmig auf den Puterhahn ein, der eben vorbei-
spaziert und dem er an Größe und Stärke auch überlegen ist.
Hier kommt er aber sehr an den Unrechten. Der Truthahn erhebt
ein Zetergeschrei um Hilfe; da rennen alle Truthähne und Trut-
hühner vom ganzen Hofe herzu, so schnell sie nur laufen können.
Alle fallen über den zänkischen, hochmütigen Pfau her, hacken
und zausen ihn, dab die Federn umherstieben und er nicht weib,
wohin er sich wenden soll. Es bleibt ihm endlich nichts übrig,
als daß er auf die Virst des Daches fliegt, wohin seine Vettern
ilim nieht folgen können. Von dort schaut er hochmütig herab
auf alles Hühnervolk tief unten im Hofe, reckt den Hoals lang
empor und schreit überlaut: „Pfau! Pfaul, damit jedermann er-
fahre, wer er eigentlich ist.
Die Kinder aber, welche dem allen zugesehen haben, lachen
aus Herzensgrunde und meinen: „So mub es jedem ergehen, der
hochmütig ist und zänkisch auf seine bescheidenen Verwandten
loshackt. Er mub vom Hofe verjagt verden und mag droben
beim Schornsteine für sich selber Lobreden halten.“
Herzbluttehens Naturgeseh. I. 8. 10. Herm. Wagnor.
209. Der Hirsch am Bache.
Ein Hirsch trank aus einem klaren Gewässer und erblickte in dem—
selben sein Bild. — „Fürwahr,“ rief er aus, „die Natur meinte es
nicht böse mit mir, wenigstens mit meinem Kopfe nicht. Wie prächtig
ist das Geweih, das ihn schmückt! Nur meine Schenkel könnten etwas
besser sein, und ich würde dann an vortrefflicher Gestalt allen Tieren
Trotz bieten.“
Indem er noch dieses sprach, hörte er Jagdhörner in der Ferne
tönen und sah die Hunde schon, die mit Bellen auf ihn zueilten Er