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Er stammte aus Deutsch-Österreich, geb. 10. März 1606 zu Neuhofen, später nach
Böhmen übergesiedelt. Unter dem Grafen Mathias von Thnrn geschult, war er dann in
schwedische Dienste getreten und durch Verheiratung mit einer Knrmärkerin brandenburgischer
Vasall geworden. Seit 1654 stand er in Diensten des Kurfürsten, wurde 1670 Feldmarschall,
1674 Freiherr nnd starb nach ruhmeswerten Siegesthaten und verdienstlichem Wirken am
4. Februar 1695 zu Gusow. Prunklos, wie er gelebt hatte, wurde er begraben.
Unter der Mithilfe dieser Männer sammelte und übte er ein Heer,
das bis zu 20—30000 Mann anwuchs, und führte es zu manchem ehren-
vollen uud glücklichen Kampfe. Auch ordnete er den Staatshaushalt und
führte trotz des Adels eine Verbrauchssteuer (Accife) ein. Diese Einnahmen
waren ganz zu seiner Verfügung und gaben ihm unbeschränkte Herrschaft,
die er zum Besten des Landes auszuüben strebte. Er zog Kolonisten aus
Holland, Oldenburg und der Schweiz herbei, legte Volks- und Gelehrten-
schulen, auch eine öffentliche Bibliothek an und. förderte auf alle Weife ge¬
werbliche, künstlerische und wissenschaftliche Thätigkeit.
3. Umfassende Friedenswerke. Der Westsälische Friede (1648) brachte
ihm zwar fast ganz Hinterpommern mit Cammin zu, Vorpommern aber
den Schweden. Wenn nun auch die ihm zur Entschädigung als Herzog-
und Fürstentümer gegebenen Stifter Magdeburg, Halberstadt und Minden
um 40 Quadratmeilen größer, außerdem bevölkerter und fruchtbarer waren,
so schienen sie ihm doch minder wert, als jene Meeresküsten mit Stettin
und der Odermündung.
In der Sorge um Besserung der Lage seiner Unterthanen in Staat und
Land war er unermüdlich und wurde allmählich durch Ersolg und Dank¬
barkeit belohnt. Er förderte den Ackerbau, indem er Saatkorn, Ackergerät
und Vieh darbot; auch zum Obst- und Gartenbau hielt er die Landleute
an. Wer heiraten wollte, mußte zuvor 6 junge Eichen gepflanzt und 6
Obstbäume veredelt haben. In seinem Lustgarten hinter dem Berliner
Schlosse, wie in seinem Küchengarten (dem heutigen Botanischen Garten)
legte er selbst Hand an beim Säen, Pflanzen, Veredeln ic. und zog feinere
Gemüse, wie auch Kartoffeln, die ihm ans Holland geliefert wurden. Neue
Straßen und Kanäle baute er, vor allem bei Müllrose den Friedrich-Wil-
helmskanal zwischen Oder und Spree und damit zwischen Nord- und Ostsee.
Auch errichtete er, unbekümmert um die Klagen der Fürsten von Thurn
und Taxis und die Drohungen des Kaisers, die ersten Posten in seinen
Ländern. Eine Menge Ansiedler lockte er herbei und beschenkte oder be-
günstigte sie; allein 20000 Franzosen, die wegen ihres protestantischen
Glaubens vertrieben wurden oder auswanderten, nahm er ans. Ja, er legte
sogar Hand an die Ausführung eines Kolonisationsplanes an der Gold-
küste in Westafrika durch die Gründung einer brandenbnrgifchen Flotte und
der blühenden Niederlassung am Kap Blanko „ Großfriedrichsburg", die