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Nähe eines Teiches wohnt und kein Freund von Froschkonzerten ist, kann sie
dadurch verhindern, daß er eine brennende Laterne am Ufer aufhängt oder
Feuer anmacht.
Obwohl ihre Nahrung hauptsächlich in Mücken, Fliegen, Käfern,
Spinnen und Schnecken besteht, so machen sie sich doch kein Gewissen daraus,
gelegentlich auch einmal ein halbwüchsiges Grasfröschchen zu verzehren. Ein
recht großer bewies bei einer solchen Gelegenheit, daß er auch etwas Über—
legungsgabe besitze. In seinem Eifer hatte er nämlich das kleine Grasfrösch—
lein rücklings erfaßt und konnte es, da es sich gewaltig sträubte, trotz allen
Würgens nicht hinunter schlucken. Um der Sache ein Ende zu machen, tat
der Frosch einige kräftige Sätze gegen einen Baum, wobei der Unglückliche
jedesmal einen gellenden Schrei ausstieß, endlich aber verstummte und darauf
bequem hinunter geschoben wurde.
Ganz eigentümlich ist die Art, wie die jungen Frösche sich aus dem
Laich bilden. Das schwarze Pünktchen, welches die Mitte jeder Schleimkugel
bildet, wird mit jedem Tag größer, krümmt sich nierenförmig, dehnt sich
darauf in die Länge und verwandelt sich endlich in eine kleine Kaulquappe,
d. h. in ein Tierchen, das aus einem rundlichen Leibe und einem Schwanze
besteht. Der Leib ist durchsichtig, daß man die Eingeweide sehen kann, und
hat ein rundliches Maul, darüber die Augen und hinter diesen Kiemen zum
Atmen. Die Kiemen nehmen in der
ersten Zeit noch an Größe zu. Bald
aber bildet sich vor ihnen eine Haut—⸗
falte, die immer größer wird und
endlich die Kiemen ganz verdeckt, so
daß nur noch eine kleine Offnung,
welche an den Kiemen vorbei in den
Mund führt, übrig bleibt. Endlich
verschwindet auch diese Offnung an
der rechten Seite, und das bei der
Atmung in den Mund genommene
Wasser muß ganz an der linken Seite ausfließen. Bald nach dieser Zeit,
wo die Kiemen äußerlich nicht mehr sichtbar sind, erscheinen die ersten Spuren
der Hinterfüße neben dem Schwanze als ein Paar walzenförmige Fortsätze,
an deren Enden durch Teilung die Zehen entstehen. Nun bilden sich auch
die Vorderfüße; doch bleiben sie noch unter der Haut versteckt und brechen
erst bei einer allgemeinen Häutung des Körpers hervor. Von dieser Zeit an
frißt das Tier weniger, indem sich jetzt auch der Darm verändert. Inzwischen
schrumpft der Schwanz so ein, daß nach einigen Tagen nichts mehr davon
zu sehen ist. Nun häutet sich der junge Frosch abermals, verläßt das Wasser
Und atmet durch Lungen Luft auf dem Lande. Der ganze Vorgang erfolgt
binnen zwei Monaten. A. Lüben.