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und Schnee die Raupen und Würmchen finden, die sie zu ihrer
Ernährung nicht entbehren können! Darum fliegen sie fort nach
Süden hin und suchen sich da warme, sonnige Länder, wo es keinen
Schnee und kein Eis gibt und wo der liebe Gott ihnen jeden Tag
den Tisch deckt.
Ehe sie aber den weiten Weg antreten, sammeln sich die Vög—
lein, die zusammengehören, Männchen und Weibchen, Brüder und
Schwestern, Verwandte und Freunde. Noch einmal schweben sie rings
um die Gärten und Häuser — und husch! sind sie fort. Schwalben
und Nachtigallen, Rotkehlchen und Buchfinken, Störche und Wald—
tauben — alle treten die Reise gen Süden an. Sie eilen über Berg
und Tal, über Bäche und Ströme, selbst über das Meer hin, Hun—
derte, ja Tausende von Stunden weit. Unterwegs fragen dann wohl
die Jungen, wenn sie mit den Eltern über das weite Meer dahin⸗
fliegen: Ach, wie kommen wir hinüber? Nirgends will ein Land
uns winken und die müden Flügel sinken! Niemand weist ihnen
den Weg. Die alten Vögel finden ihn schon ohne Wegweiser und
die jungen folgen ihnen. Manchen begegnet unterwegs wohl ein
Unglück; aber die meisten kommen glücklich ans Ziel.
Im fernen, fremden Lande bleiben sie, bis die Sonne bei uns
wieder wärmer scheint. Dann brechen sie zur Heimat auf und bald
kommen sie fröhlich bei uns an. Am Hause des Landmanns sucht
die Schwalbe ihr altes Nest, der Storch findet das Dach, auf dem
er im vorigen Sommer gewohnt hat, die Nachtigall kehrt zu dem
Gebüsch zurück, in dem sie vor einem Jahre sang. Alle finden die
Stätten wieder, wo sie vormals fröhlich waren, und beginnen von
neuem ihr munteres Treiben. Das alles ist sehr wunderbar und
kein Mensch kann erforschen, wie es zugeht. Wenn die Vöglein
sprechen könnten, so würden sie es wohl sagen.
Friedrich Hofmann.
17. Die Schwalben.
Die Schwalben halten zwitschernd Seid ihr zur Reise fertig?
hoch auf dem Turme Mat, Die Alten zwitschern: Ja!
die älteste spricht bedenklich: Die Jungen fragen lustig:
Der Herbst hat sich genaht. Wohin? — Nach Afrika!