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„Vater, wie konunts doch,“ sagte der Knabe, 
„daß einige Halme sich so tief zur Erde neigen, an- 
dero aber den Kopf so aufrecht tragen? Diese mul- 
sen wobl receht vornebhm sein; die andern, die beh 
o tiet vor ihnen bücken, ind gexib viel seblechter?“ 
Der Vater pflückte ein paar Ihren ab und sprach: 
„Siehe, diese Ahre bier, die sich so beleheiden neigte, 
itt von der sebönsten Körner; diele aber, die Geh 
so stola in die Hõhe streckte, ist ganz taub und leer“ 
PTrãgt einer gar so hoch den RKopt, 
S8o It er wobl ein eitler Tropf. 
79. Drei Sprüche für unhöfliche Knaben. 
1. Wer auf dem Kopf hat einen Hut, 
Dem steht er noch einmal so gut, 
Wenn er ihn oft herunter thut. 
2. Wer seine Mütz trägt auf dem Kopf, 
Wie angewachsen an den Schopf, 
Der heißt mit Recht 
Ein grober Knecht. 
3. Die Knaben haben alle Kappen; 
Das ist ihr Schild und auch ihr Wappen. 
Das Wappen prägt das Sprüchlein ein: 
Ihr Knaben sollt hübsch höflich sein. 
80. Das Weizenlorn. 
Dem Weizenkorn sieht man es nicht an, daß ein 
Leben in demselben verborgen ist, und legt man es in die 
Erde, so scheint es gar todt und begraben. Aber laß nur 
des lieben Gottes Sonne darauf scheinen und seinen Thau 
darauf fallen, da wird es bald durch die Erde brechen mit 
seinen feinen Bläktlein, und wenn alles gut geht, wird es 
mit der Zeit ein stattlicher Halm werden und oben daran 
eine Ähre mit dreißig, vierzig, funfzig solcher Körnlein. 
Das Weizenkorn sieht aus wie Gold Wie, wenn es 
Gold wäre! Ei, das wäre eine schöne Sache, wenn uns 
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