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bade die Höhen und warf den Feind nach Prag zurück. Doch war der Sieg
teuer erkauft; denn 12000 tote und verwundete Preußen bedeckten das Schlacht¬
feld, und Schwerin war nach Friedrichs Worten allein 10000 Mann wert.
Der Verlust der Österreicher war noch größer; auch Brown war schwer ver¬
wundet worden und starb bald darauf.
b. Kolli«. Sofort begann Friedrich die Belagerung der Festung Prag.
Allein die belagerte Armee hielt standhaft aus. Zu ihrer Befreiung rückte
ein österreichisches Entsatzheer unter Feldmarschall Dann heran. Friedrich
beschloß, ihn mit einem Teile der Prager Belagerungsarmee anzugreifen. Bei
Kollin an der Elbe traf er am 18. Juni mit etwa 31000 Mann auf den
weit überlegenen Feind. Alles ging gilt; der Husarengeneral Zieten schlug
die feindliche Reiterei zurück; das preußische Fußvolk stürmte die Höhen;
schon begannen die feindlichen Reihen zu wanken; schon hielt sich Daun für
verloren und gab den Befehl zum Rückzüge, da gerieten die Preußen durch
die Fehler einzelner Führer in eine ungünstige Stellung, in welcher sie dem
furchtbaren Kauouenfener des Feindes schonungslos ausgesetzt waren. Nun
wurden alle Stürme der Preußen zurückgeschlagen. Friedrich selbst stürzte sich
mit Todesverachtung in das dichteste Getümmel. Er sammelte ein Häuflein
von 40 Mann und führte es gegen eine feindliche Batterie. Als alle gefallen
waren oder sich verlaufen hatten, fragte ihn fein Adjutant: „Wollen Ew.
Majestät die Batterie allein erobern?" Da blieb der König stehen, betrachtete
noch einmal unerschrocken die Stellung des Feindes, ging dann zurück und
gab den Befehl zum Rückzüge. Fast die Halste seiner Armee hatte er ver¬
loren, dazu viele Fahnen und Geschütze. Friedrich war tief bewegt. Als man
auf dem Rückzüge in einem Dorfe Raft machte, um die Pferde zu tränken,
trat ein alter Husar an ihn heran, reichte ihm einen Trunk Wasser und sprach
treuherzig: „Trinken Ew. Majestät doch und lassen Sie Schlacht Schlacht sein.
Es ist nur gut, daß Sie noch leben. Unser Herrgott kann uns schon wieder
den Sieg verleihen!" Bald darauf fanden die Offiziere den König in trüben
Gedanken auf einer Brunnenröhre sitzend, wie er mit feinem Krückstöcke Figuren
in den Sand zeichnete. Als tue Reste seines schönen Heeres an ihm vorüber¬
zogen, sprach er: „Kinder, ihr habt heute einen schweren Tag gehabt, aber habt
nur Geduld, ich werde alles wieder gut machen." — Diese Niederlage war
die erste, die Friedrich erlebte; durch sie büßte er den Ruf der Unüberwindlich-
feit ein. Er mußte die Belagerung von Prag aufheben, Böhmen verlassen
und nach Sachsen zurückgehen. Doch verzagte er nicht. Er schrieb an einen
Freund: „Die Erfolge geben oft eine gefährliche Sicherheit; wir werden unsere
Sache ein andermal besser machen. — Ich weiß nicht, ob es eine Schande
für mich fein wird, zu erliegen; aber das weiß ich, daß es ein winziger Ruhm
sein wird, mich zu besiegen."
c. Rotzbach. Über Friedrichs Niederlage jauchzten alle seine Feinde; von
allen Seiten rückten sie in seine Länder ein. Die Russen drangen in Ost¬
preußen vor und schlugen bei Groß-Jägerndorf ein kleines preußisches
Heer; die Schweden fielen in Pommern und die Österreicher in Schlesien ein;
ja bie Kroaten schwärmten bis Berlin und erpreßten eine Kriegssteuer von
200000 Thalern. Am gefährlichsten brohten bie Franzosen, welche mit zwei
großen Heeren ben Rhein überschritten. Nachbetn bas eine Heer bie englisch-
hannoverschen Streitkräfte geschlagen hatte, besetzte es ganz Westfalen, Hannover