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Netz daraus, das fein und zierliech und doch fest ist. Hast du
schon ein Netz gesehen, in dessen Mitte eine Spinne sass? Wie
gauber und regelmässig ist so ein Netz, VNas vill die Spinne in
dem Netze fangen? sSie merkt es gleich, wenn sieh eine Mcke
oder Fliege in dem Netze gefangen hat und eilt sehnell herzu,
um dieselbe zu verspeisen. Werden wir darüber böse sein, dass
sie Fliegen und Mücken wegfängt?
Darum darf man die kleinen unscheinbaren Thierchen nicht
verachten, sondern muss aueh in ihnen wunderbare Geschöpse
Gottes erkennen.
Die Spinne hat gesponnen die Fäden zart und fein;
komm' Mucklein nicht zu nahe mit deinen Flügelein!
Die Spinne an dem Feigenbaume.
„Komm' einmal her und sieh' die garstige Spinne an dem schönen
Feigenbaume! Soll ich sie wegnehmen?“ So rief Fritz seinem Vater
zu, der mit ihm in einen großen Garten gegangen war, um sich darin
umzusehen. Der Vater kam herbei und sagte: „Laß du die Spinne nur
sitzen und zerstöre ja nicht das Netz, das sie so künstlich von einem
Zweige zum andern gewebt hat. Wenn dieses Thierchen keinen Nutzen
brächte, hätte es der fleißige Gärtner gewiß längst entfernt. Denn du
siehst, wie sauber hier alles ist. Der Gärtner weiß aber, daß diese Spinne
sehr nützlich ist, darum duldet er sie nicht nur, sondern sieht sie gern.“
Fritz sah den Vater verwundert an und sagte: „Was nützt denn
die Spinne?“ Da sprach der Vater: „Kannst du dir das noch nicht
denken, mein Sohn? — Die Spinne fängt die garstigen Insekten weg,
welche die schönen Feigen stechen wollen, wodurch diese dann abfallen,
wie bei uns die madigen Birnen.“
Da sah Fritz die Spinne mit ganz anderen Augen an. Er mochte
wohl denken, daß doch alles, was Gott geschaffen hat, zu etwas dient.
Adolf Klanwell.