Full text: Die Muttersprache (Teil 3 = [3. und 4. Schuljahr], [Schülerband])

— — 
Schnabel öffnete, entfiel ihm der Käse. Der Fuchs sprang hinzu, 
schnappte ihn auf, verschlang ihn und lachte den thörichten Raben aus. 
Traue nicht den Worten eines Schmeichlers! 
173. Der Maulwurf und das Eichhörnchen. 
„Du armer Schelm da unten in deiner finstern Kluft!“ raunte 
ein Eichhörnchen einem Maulwurfe in sein Loch hinein, „du dauerst 
mich. Denk nur, wie gut ich es habe! Ich habe ein hübsches Häus— 
chen hoch auf einem Baume, beschattet von seinen grünen Zweigen, 
und köstliche Früchte die Fülle. Kurz, ich habe es so gut! Du solltest 
es nur einmal sehen!“ — „Kann wohl sein,“ versetzte der Maulwurf, 
„aber eben weil ich's nicht sehe, kümmert mich das nicht, und ich 
befinde mich, Gott Lob! ganz wohl in meiner finstern Kluft bei 
meinen Erdwürmern.“ — „Aber komm doch einmal heraus aus 
deinem schmutzigen Loche, finsterer Murrkopf, und nimm wenigstens 
mein Glück in Augenschein,“ fuhr das Eichhörnchen fort. 
Der Maulwurf ließ sich bereden und ging mit. Jetzt stand er 
unter dem Baume, spähete mit seinen blöden Augen hinauf, sah die 
hohe Burg, fing an zu bewundern, und allmählich gelüstete ihn nach 
dem Zustande des Eichhörnchens. „Nun,“ hob er an, „Freund, dein 
Glück reizt mich. — Sag an, wie kann ich meine Lage verbessern?“ 
— „Ja, das weiß ich nicht,“ war die Antwort. — „Du weißt es 
nicht? Kannst du denn nichts für mich thun?“ — Nichts, guter 
Maulwurf, gar nichts,“ gab das Eichhörnchen zum Bescheide. „Deine 
n Natur ist ja nicht für meine Lebensart, du kannst ja nicht 
einmal einen Baum erklimmen. Kurz, ich kann dir nicht helfen, armer 
Erdbewohner.“ 
Traurig schlich sich der Maulwurf fort. Und aus war's nun mit 
seinem Wohlbefinden in seiner finstern Kluft bei seinen Erdwürmern. 
174. Das tanzende Eichhörnchen. 
Heisa, wer tanzt mit mir? Lustig und munter, kopfüber, kopf— 
unter mit Manier! Immer fort von Ort zu Ort! Jetzo hier, jetzo 
dort! Hopp! ohne Ruh, ohne Rast, vom Zweig auf den Ast, vom 
Ast auf den Wipfel hoch in die Luft, im Blättersäusel und Blüten— 
duft! Immer zu ohne Rast, ohne Ruh! Heut ist Kirmes, und heut 
ist Ball! Spielet, Drossel, Nachtigall, Stieglitz, Amsel, Fink und Specht, 
pfeift und geigt und macht es recht! Ich bin ein Mann, der tanzen 
130
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.