315. Das Bergwerk.
Fritz ging einmal zum Bergmanne und sagte: „Lieber Berg-
mann, ich möchte sehen, woher das Silber kommt.“ Da antwortete
dieser: „Liebes Kind, das Silber steckt in den Erzen, die aus der
Erde gegraben werden.“ Eritz versetzte: ‚Dann will ich mit dir
in die Erde steigen.“ Der Bergmann aber sagte: „In der Grube
ist es dunkel, und sie ist tiefer als ein Brunnen. Wer da hinab-
fallt, kommt nimmer heraus.“ Eritz aber hatte guten Mut und
sprach: „Ieh fürchte mich nicht vor der Dunkelheit und vor der
Tiefe; ich will mich festhalten, damit ich nicht falle.“ Das freute
den Bergmann, und er sagte: „Wenn es so ist, will ich dich mit-
nehmen. Komm, zieh dir einen Bergmannskittel an und binde
dir eine Lederschürze hinten auf, so wie ich, nimm ein Lampchen
in die Hand und folge mir nach!“
Da setzten sie sich in einen großen Eimer, und Fritz hielt
sich fest an der Kette. Der Eimer wurde hinuntergeleiert, und
es wurde nun immer dunkler über ihnen; man sah die Sonne
nicht mehr und von dem Himmel nur ein kleines Stück. Endlich
war der Eimer auf dem Boden angelangt, und sie stiegen aus.
Hatten sie keine Lampen gehabt, wär' es wohl schlimm gewesen,
denn da unten war es stockfinster. Da sagte der Bergmann:
„Jetzt sind wir durch den Schacht; nun müssen wir durch den
Stollen gehen.“
Sie schritten durch einen langen, dunklen Gang, der
Stollen heißt, und der so niedrig war, daß der Bergmann gebückt
gehen mußte; Fritz konnte zur Not aufrecht gehen. Endlich kamen
sie zu den anderen Bergleuten; die hatten Kittel und Schürzen
wie Fritz und der Bergmann. Mit spitzigen Hacken hieben sie
in den Felsen und sprengten große Stũcke eines glänzenden Steines
ab; das war Erz. Ein Bergmann lud das Erz in einen Karren
und führte es zum Stollen hinaus bis unter den Schacht, wo Eritz
herabgekommen war. Dort tat es ein anderer in den Eimer, und
die Bergleute, die oben sstanden, leierten den Eimer hinauf.
Da fragte Fritz den Bergmann: ‚Wo ist denn das Silber?“
„Ei,“ sagte der Bergmann, „das steckt in dem Erze; wenn das
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